Es ist mal wieder Monatsmittefreitag, also gibt es einen kleinen aber feinen Rundumschlag, was mehr oder weniger aktuelle Musikalben anbelangt. Teils noch von Ende Juli, teils bereits von Ende August. Hört also mit mir in die Vergangenheit UND die Zukunft, dieses mal mit acht aktuell erschienenen Platten, die dieses Mal von richtig laut bis richtig leise reichen.
Review: We Are Not Your Kind (Slipknot)
Release: 09.08.2019 | Genre: Metal | Spotify
Zu alten IOWA-Zeiten wollten Slipknot zurückkehren, hatten sie im Rahmen der Albumankündigung gesagt. Ganz geschafft haben sie das meiner Meinung nach nicht. „Unsainted“ ist schon ein ganz schönes Brett, ansonsten finde ich noch „Nero Forte“ und „Critical Darling“ sehr gelungen. Interessant ist auch, dass das durchaus gelungene „All Out Life“ gar nicht aufs Album gekommen ist. Stattdessen sind dann doch einige ruhige Intermezzi vorzufinden und auch Songs wie „Spiders“, die wohl nicht den Weg auf erste Alben der Herren gefunden hätten (und teils eher an Corey Taylors Nebenprojekt Stone Sour erinnern). Das führt auch, gerade beim ersten Drittel von „My Pain“, zu der Tatsache, dass ich die Platte ungerne einfach komplett durchlaufen lasse, was sehr schade ist. Durchschnaufphasen sind ja nicht verkehrt, aber in dem Moment wähnt man sich in einer Stille, als würden noch drei „Hidden Tracks“ hinterhergeschickt werden. Insgesamt eine grundsolide Platte mit guten Momenten, aber sie waren schon mal besser.
Review: Duck (Kaiser Chiefs)
Release: 26.07.2019 | Genre: Indie-Pop | Spotify
„Sie waren schon mal besser“ trifft noch viel krasser bei den Kaiser Chiefs zu. Und damit meine ich nicht einmal die golendenen Indie-Zeiten kurz nach der Jahrtausendwende. Selbst das vorletzte Album „Education, Education, Education & War“ hatte seine Momente. Aber: Sie waren auch schon mal schlechter. Und zwar beim absoluten Debakel, das sich 2016 „Stay Together“ getauft und so gar nichts mehr mit dem einstigen Stil zu tun hatte. „Duck“ ist noch immer sehr poppig, hat aber ein bisschen dieser zartseidenen Stumpfheit abgelegt und ist deutlich tanzbarer. Auch die abartig billigen Lyrics des Vorgängers konnte man zumindest spürbar zurückfahren. Dennoch ist da gerade in der zweiten Hälfet viel Ausschussware bei. Aber „Wait“, „Don’t Just Stand There, Do Something“ und mit Abstrichen auch der Opener „People Know How To Love One Another“ sind ganz gut geworden.
Review: Falling (Dude York)
Release: 26.07.2019 | Genre: Indie-Rock | Spotify
Einen halben Stern weniger als beim 2017er Vorgänger „Sincerely“ gibt es dieses Mal von mir. Das Trio hat es erneut geschafft, mitgehende Melodien in ein charmant schrammeliges Kleid zu packen. Interessant ist zum Beispiel „Box“, wo wir mal eine The Cure-artige Männerstimme zu hören bekommen. Ansonsten können Songs wie „I’m The 1 4 U“, vorrangig aus der ersten Hälfte, überzeugen. Insgesamt aber mit Luft nach Oben.
Review: Can’t Buy the Mood (Tora)
Release: 08.08.2019 | Genre: Elektro-R’n’B-Pop | Spotify
Werden wir etwas ruhiger und – für mich ja eher ungewohnt – gitarrenloser. Eine enorm angenehme Atmosphäre umgibt dieses Album von Tora. Die mal mit Piano, mal elektronisch generierten Melodien wirken so unfassbar ausbalanciert, dazu der geruhsame Gesang, der aber doch immer mal für kleine, exzentrische Spitzen zu haben ist. Definitiv ein besonderes Album, nicht nur in dieser Monatsauswahl hier. Und nein, im folgenden Musikvideo singen sie nicht „Motherf*cker“…
Review: Absent Mind (Gabriel Olafs)
Release: 23.08.2019 | Genre: Klassik | Spotify
Tora war euch zu laut? Kein Problem, es geht noch leiser. Und vor allem klassischer. Pianist Gabriel Olafs hat eine Zusammenstellung herausgebracht, die zehn Songs beinhält, die allesamt Führungsstücke eines Filmsoundtracks sein könnten. Hin und wieder wird sein Klavier mit anderen Instrumenten, wie Streichern oder dem Xylophon, begleitet, was den Sound etwas abwechslungsreicher und komplexer werden lässt. Und zwischendrin wird es richtig, richtig leise, was wunderbar entspannend wirkt, wenn man sich richtig drauf einlässt.
Review: Now, Not Yet (half·alive)
Release: 09.08.2019 | Genre: Indie-Pop-Rock | Spotify
Puh, schwere Sache. half·alive fühlt sich auch so an – halb lebend, halb… anders. Hat die Platte wie zum direkten Auftakt mal härtere Töne parat, driftet sie dann doch immer wieder in recht belanglose Musik ab. Dabei sind großartige Indie-Songs zu finden, wie bspw. das sehr tanzbare „Runaway“ und in Songs wie „Arrow“ klingen sie doch sehr wie Two Door Cinema Club, was in Ansätzen ja auch nicht verkehrt ist. Aber alleine, dass ich als nennenswerte Tracks die beiden Vorabsingles erwähne, sagt ja schon ein bisschen was über die Breite der Platte aus. Hier noch der Opener:
Review: Guy Walks Into a Bar… (Mini Mansions)
Release: 26.07.2019 | Genre: Indie-Rock | Spotify
46 Sekunden hat es gedauert, dass aus meinem „joa, ganz nett…“ ein „Hui!“ wurde. „We should be dancing“ hallt es einem gebetsmühlenartig entgegen und die Musik versucht ihr bestes, unser Tanzbein zum Schwingen zu bringen. Das funktioniert dank impulsivem Break auch ganz gut, allgemein weiß die Band wunderbar mit Tempowechseln umzugehen, was auch das erfreulich schnell im Refrain laufende „Bad Things (That Make You Feel Good)“ demonstriert. Aber auch die ruhigen Momente sitzen, da sie irgendwie anders und mit Charakter daher kommen. Allgemein wirkt die Platte wie eine große gemischte Tüte an stilistischer Nostalgie, die alle paar Takte an andere Genres oder Artists erinnert. So wird es wirklich nie langweilig. Letztlich ist es mir persönlich dann doch etwas zu schmalzig an zu vielen Punkten geworden, mit noch mehr Schmiss wäre auf jeden Fall eine noch höhere Bewertung drin gewesen.
Review: Algorhythmic Dance Music (The Modern Times)
Release: 30.08.2019 | Genre: Anarcho-Rock-Pop | Spotify
Das verrückteste Album liefern The Modern Times diesen Monat (gerade noch so, da es in zwei Wochen rauskommen wird). Zackiges und eher nicht überproduziertes Gitarrenspiel und ein eindringlicher Sprechgesangt erinnern direkt an Art Brut. Nur irgendwie euphorischer und energetischer, da in höheren Tönen dargeboten. Und in dem ganzen vermeintlichen Chaos verstecken sich dann doch erstaunlich viele eingängige Melodien und Strukturen. „Algorhythmic Dance Music“ halt, der Titel passt schon ganz gut. Einziges Manko: Da sind einige Ein-Minuten-Songs dabei und die Gesamtspieldauer ist mit 25 Minuten eher auf EP-Niveau denn eines wirklichen Musikalbums würdig. Aber auch das passt ja irgendwie: Kurz und zackig – wir haben doch keine Zeit!
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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