Oha, das ist ja mal cool – normalerweise habe ich in meinen monatlichen Kurzreviews einige Alben, die noch nicht erschienen sind, einige, die am Veröffentlichungstag des Beitrags Release Day feiern, sowie einige, die bereits ein bis drei Wochen veröffentlicht sind. Doch heute ist alles anders! Alle achte von mir besprochenen Platten sind entweder heute auf den Markt gekommen oder werden nächste Woche erscheinen. Wahnsinn! Da fühlt sich so ein Sammelbeitrag gleich viel bedeutender an. Dafür ist es hinsichtlich der beteiligten Artists eher unbekannter, was die Musik aber nicht unbedingt schlechter werden lässt. Aber seht und vor allem hört selbst!
Review: „Raw Data Feel“ (Everything Everything)
Release: 20.05.2022 | Genre: Experimental Indie-Synth-Pop | Spotify
Dieses Mal sollte ich wohl Recht mit meiner durch Vorabsingles geformten Meinung haben. Die Alben von Everything Everything haben schon immer ihre Zeit gebraucht, bis man sich reingehört hat, auch bei „Raw Feel Data“ kommt mit der Zeit gut was heraus, einige Melodien sitzen und es gibt originelle Sound-Teppiche zu hören. Gerade dieses experimentelle Wagnis führt aber teilweise auch zu ungewünschten Ergebnissen. Der Opener „Teletype“ ist noch gefällig, „Shark Week“ ist ganz nice, auch hier und da die Refrains wie bei „Bad Frida“ gelungen, aber insgesamt holt mich das nicht so sehr ab, wie die letzten Platten.
Review: „Keep It Wild“ [EP] (Thee Nathaniel Fregoso & The Bountiful Hearts)
Release: 13.05.2022 | Genre: Indie-Rock | Spotify
Alleine der impulsive Titeltrack zum Auftakt ist es wert, mal in diese EP zu hören! Ja, Kurzspielplatten haben es immer einfacher, frisch und kompakt zu wirken. Da kann man die Lieder auch einfacher mehrfach hören. Aber mit diesen gerademal zehn Minuten wird gelungen Abwechslungsreichtum demonstriert und Lust auf ein kommendes Album gemacht! Okay, das Spanische kann man vielleicht noch etwas reduzieren… Dafür ist das Denkmal da auf dem YouTube-Thumbnail ganz bei mir in der Nähe!
Review: „Breeze in Breeze Out“ (PRESSYES)
Release: 13.05.2022 | Genre: Rock-Pop | Spotify
Das ist für mich tatsächlich das etwas bessere Everything-Everything-Album. Auch hier gibt es viel Kopfstimme und Synthesizer zu hören, es wird aber etwas rockiger und wirkt in sich stimmiger. Erinnert zu Teilen an (die guten) MGMT oder Broken Bells. Einziger Nachteil: Es ist mir insgesamt zu verträumt und Drogentrip-mäßig, da hätte mehr Upbeat-Material reingemusst. Aber Songs wie „Years“ oder auch das ruhigere „Atlantic Ocean Spray“ entfachen schon eine schöne Wirkung.
Review: „New Year’s Eve“ (El Ten Eleven)
Release: 13.05.2022 | Genre: Instrumental Electronic-Rock | Spotify
Ordentlich Punch gibt es hier zu hören – dafür keinen Gesang. Die kompletten 31 Minuten sind Instrumental, dafür mit Mut zu gewaltigen Bass- und Gitarren-Anschlägen, elektronisch unterstützt und irgendwie vom Klang her zwischen rockigen Justice-Sachen und Death From Above 1979. Definitiv nichts, das man mal so Lounge-mäßig nebenbei laufen lässt, wenn man sich aber drauf einstellt und es laut aufdreht, ist es perfekt, um auf akustische Reise zu gehen oder ordentlich abzudancen!
Review: „Die Wahrheit Über Arndt“ (Noth)
Release: 13.05.2022 | Genre: Singer-Songwriter-Pop | Spotify
Deutlich ruhigere Töne gibt es hier zu hören. Mit geruhsamer Stimme, die ein bisschen an Klaas Heufer-Umlauf bei Gloria erinnert, gibt es klassisch arrangierte Musik, die zu Teilen Elemente aus dem Jazz entlehnt. Insgesamt auch hier sehr verträumt, so dass man emotional passend drauf sein muss. Aber Songs wie das tolle „Mucksmäuschenstill“ oder das plötzlich herausbrechende „Geburtstag“ zeigen, dass es auch anders geht. Auch das Feature in „Fucking Vorurteile“ macht Laune. Da steckt viel Potenzial drin!
Review: „Holy Demon“ (Drens)
Release: 20.05.2022 | Genre: Surfpunk-Rock | Spotify
Musik aus Dortmund! Das gibt eh schon einmal einen Heimvorteil-Bonus bei mir. Aber auch abseits dessen weiß die Platte zu überzeugen. Der Opener „Holy Demon“ ist klasse, das Gitarrenriff in „Honey“ zerschneidet gekonnt die Luft und „You Have I Have“ hat eine rundum gelungene Songstruktur. Nicht nur da erinnern mich die Jungs an das frühe Feeder.
Review: „Mother“ (Desert May Bloom)
Release: 20.05.2022 | Genre: Von allem etwas | Spotify
Der Opener „On A High“ ist genial, vor allem mit dem Auftakt! Leider ist der Rest der Platte nicht ganz in dem Jazzig angehauchten Stil gehalten. Das ist an sich gut, weil es wie mit dem elektronisch gefärbten „Call in the Universe“ oder dem deutlich rockigeren „My Girl“ ordentlich Abwechslung zu hören gibt, insgesamt wirkt mir das aber so, als habe die Band ihren eigenen Sound vielleicht noch nicht ganz gefunden. So kann ich mich auch lediglich mit der Hälfte der eh recht kurzen Platte anfreunden. Da ist mehr drin!
Review: „Patchwork“ (Gene Caberra)
Release: 20.05.2022 | Genre: Blue-Funk-Rock-Pop | Spotify
Wo wir gerade bei klassisch angehauchter Musik sind: Gene Caberra bringt Blues, Pop und Indie-Rock zusammen. Auch hier ist der Opener („Hit Me“) sehr gelungen, danach flacht es etwas ab, ehe Songs wie „Dance Tonight“ extreme Erinnerungen an Jamiroquai wecken. „Leave This World“ ist noch ganz nice, mein Highlight ist aber „Money is King“. Insgesamt gilt aber auch hier: Viel Potenzial, für mich noch mit zu vielen Ausreißern.
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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