Für die April-Ausgabe der „Kurzreviews“ bin ich nicht nur ungewöhnlich früh dran, diese Ausgabe ist auch besonders, da fünf der sechs Alben vergangene Woche Freitag veröffentlicht wurden. Der 5. April scheint ein auserkorener Veröffentlichungstag gewesen zu sein. Vor allem sind da nicht einfach nur so etliche Alben erschienen, das sind auch wirklich namhafte Acts mit einer gewissen Vergangenheit – und leider auch entsprechenden Höhen, aus denen man fallen kann. Immerhin ein Album schlägt aber aus und wird gar erst in zwei Wochen veröffentlicht. Aber genug des Einleitungs-Schnacks, rein in die Musik! Wie immer mit Streaminglinks und Hörproben für euch.
Review: „Only God Was Above Us“ von Vampire Weekend
Release: 05.04.2024 | Genre: Indie-Poprock | Spotify
Ich muss gestehen, positiv überrascht worden zu sein. Wenn im Opener „Ice Cream Piano“ die Post abgeht, fühlt man sich an die guten alten Vapire-Weekend-Zeiten erinnert. Mehr davon, bitte! Es gibt aber leider nicht soo viel mehr davon auf dem Album zu hören. „Gen-X Cops“ hat noch ordentlich Dampf, ansonsten gibt es hier und da mal typische Gitarrenriffs oder Keys zu hören, aber insgesamt wird es wieder einmal recht seicht. Bei Songs wie „Capricorn“ lässt sich gar eine gewisse Alex-Turner-isierung á la Arctic Monkeys zu beobachten. Man muss aber auch die Experimentierfreude der Band lobend erwähnen. Alleine, was in „Classical“ abgeht, ist schon beachtlich:
Review: „Ohio Players“ von The Black Keys
Release: 05.04.2024 | Genre: Classic-Rock | Spotify
Wenn wir mal vom leicht sexistisch gestalteten Cover absehen, haben wir es bei „Ohio Players“ mit einem gefälligen Album zu tun. Auch wenn es keinen neuen Überhit á la „Lonely Boy“ zu hören gibt (wobei man ihn ja quasi für das Video zu „On The Game“ reaktiviert hat), aber auch wenn die Härte etwas abgeht, bleiben eingängige Melodien und ein gewisser Retro-Charme, was die Stilistik anbelangt. Elemente aus Jazz, Swing oder Country werden gekonnt eingeworfen. Mit „Everytime You Leave“ gibt es den vielleicht besten Song erst zum Abschluss zu hören.
Review: „Disneyland After Dark“ von König Boris
Release: 26.04.2024 | Genre: Hip Hop | Spotify
Fettes Brot ist tot, lang lebe der König Boris! Dass man nie mehr irgendwas aus dem kultigen Hip-Hop-Trio hören würde, hat vermutlich niemand gedacht. Dass es dann aber so schnell ein erstes großes Solo-Lebenszeichen zu hören gibt, hat mich dann doch auch überrascht. Auf dem großartige betitelten „Disneyland After Dark“ gibt es einiges an Beats zu hören, das auch auf den neueren Brot-Platten Platz gefunden hätte. Und doch wirkt vieles eher wie eine B-Seite oder ein Füll-Track. Textlich gibt es einiges Gutes und Tiefgehendes zu entdecken, musikalisch holt mich aber leider nur recht wenig wirklich ab. Am ehesten vermutlich noch „Das Blaue vom Himmel“ und auch „Beste“ kann mit Energie punkten.
Review: „All Quiet on the Eastern Esplanade“ von The Libertines
Release: 05.04.2024 | Genre: Seichter Brit-Rock | Spotify
Bei den Vorab-Singles war ich mal wieder ernüchtert, aber ich glaube, das Album ist ein Grower. Nach drei oder vier Durchläufern bin ich jedoch noch nicht so ganz da. „Be Young“ und „I Have A Friend“ sind allgemein gut, Letzterer mit zackigem Gitarrenspiel, auch „Oh Shit“ weiß in diesem Segment zu punkten und „Baron’s Claw“ hat geile Bläser-Parts. Abseits dessen gibt es aber auch viel seichte und austauschbare Ladida-Musik zu hören. Das ist mir persönlich dann doch noch zu seicht. Aber allgemein klingt das besser als die vorherige Platte.
Review: „Black / Red“ von Feeder
Release: 05.04.2024 | Genre: Garage Rock | Spotify
Feeder war zu „Gran Turismo“-Zeiten eine meiner Lieblingsbands. Seitdem habe ich die Waliser etliche Male vergessen, um dann von einem neuen Album überrascht zu werden. Also, von dessen Existenz. Denn wirklich Überraschendes gibt es auf „Black / Red“ nicht zu hören. Am ehesten dürfte noch der Umfang von 18 Songs und 66 Minuten Laufzeit vor eine wohlwollende Mimik sorgen. Dabei muss ich einräumen, das Album erst zwei oder drei Mal in Gänze durchgehört zu haben. Das ist auch alles soweit okay und der typische Feeder-Gitarren-Sound, aber eben oftmals mit angezogener Handbremse unterwegs, um im Rennsport-Sprech zu bleiben. „The Knock“, „Perfume“ oder auch „Sleeping Dogs Lie“ wissen da beispielsweise mal auszubrechen und auch das explosive Gitarrenriff in „Submarine“ weiß zu gefallen, vor allem im ersten und letzten Drittel ist mir das aber zu langweilig geworden. Vielleicht hätte da mehr Fokus und Kontur besser getan. Oder ich muss schlicht noch drei bis sieben Male reinhören…
Review: „Fireworks&Rollerblades“ von Benson Boone
Release: 05.04.2024 | Genre: Indie-Pop | Spotify
Mein Album des Monats stammt von Benson Boone, den man nach seinem Nummer-Eins-Hit „Beautiful Things“ wohl kaum mehr vorstellen muss. Dachte ich, aber ich selbst habe von seinem wochenlangen Triumph auch erst erfahren, nachdem ich das Album einige Male gehört hatte… Diese Art von Pop gefällt mir. Da ist so viel Kreativität im Instrumental und vor allem auch Energie zu hören. Einzelne Parts könnten auch ein 08/15-Popsong á la Ed Sheeran sein, aber dann kommt ein Schrei, eine Gitarre oder ein lauter Synthie-Sound und alles gerät in Bewegung. Paradebeispiel ist der Chorus in „Beautiful Things“. Persönlich gefällt mir aber zum Beispiel „Cry“ deutlich besser. „There She Goes“ und „Slow It Down“ sind auch ganz nice. Am Ende geht ein bissschen die Luft raus, was eine bessere Bewertung verhindert.
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
Keine Kommentare