Kick.com: Woher hat die Plattform ihr Geld und wer hat schon gewechselt? streaming-unsplash

[Dieser Beitrag ist von Steffen Peters verfasst worden.]

Kick ist zwar noch relativ frisch am Markt, doch schon in kurzer Zeit zu einer absoluten Größe im Bereich Livestreaming herangewachsen – und das trotz Konkurrenz in Form eines wahren Marktmonopolisten. Wie ist das möglich, und wie kann sich Kick das eigentlich leisten?

Mit besagtem Marktmonopolist ist natürlich wenig überraschend Twitch gemeint. Lange Zeit gab es praktisch nur Twitch als ultimative Videoplattform, wenn es um Streaming geht. Doch seit einiger Zeit ist mit Kick eine zweite Plattform auf dem Markt, die Twitch ordentlich Konkurrenz macht.

Kick vs. Twitch

Vielleicht würde es Kick.com gar nicht geben, hätte Twitch nicht im Jahr 2022 gewisse Änderungen vorgenommen. Einige Communities auf der Plattform fühlten sich nicht mehr gut vertreten und spalteten sich nach und nach ab. Obwohl der Chat bei Twitch und die damit verbundenen Chat Games extrem gut bei den Streamern ankamen, klagten sie immer noch über die eingeschränkten Möglichkeiten zum Geld verdienen auf der Plattform.

Viele Streamer wurden zudem von Twitch gebannt, wenn sie selbst Sponsoren als Partner in ihre Streams aufnahmen, die nicht zu den ausgewählten Partnern der Plattform gehörten. Zwar gibt es noch einige kleine Schlupflöcher, um auf Twitch selbst zu monetarisieren, doch brach das Gros erst einmal weg.

Und nicht einmal ganze zwei Monate später ging Kick an den Start, ohne Verbote im Werbebreich und generell mit weniger Einschränkungen und Richtlinien auch auf anderen Ebenen. Die Gründer von Kick: Bijan Tehrani und Ed Craven, sind ebenfalls Streamer auf ihrer eigenen Plattform und Gründer von Stake.com.

Ganz so eindeutig sind die Verzweigungen dann allerdings doch nicht. Zwar liegt der Zusammenhang auf der Hand, so dass man meinen möchte, Kick sei ausschließlich zu dem Zweck von Stake ins Leben gerufen worden, um weiterhin Streams von Casinos ohne Oasis anbieten zu können. Doch ist Kick nicht alleinig im Besitz der beiden Stake-Eigentümer, sondern anteilig auch auf weitere Unternehmen verteilt.

Eine völlig transparente Aufschlüsselung der Geschäftsinterna liegt nicht vor. Deshalb weiß niemand außerhalb der beteiligten Firmen, was exakt hinter den Kulissen für Vereinbarungen herrschen. Stake dürfte zumindest der mit Abstand größte Geldgeber von Kick sein. Jedoch ist Kick nicht ausschließlich nur eine Plattform, Stake Games zu streamen. Auch andere Livestreams sind auf Kick möglich und üblich.

Die Besonderheiten von Kick

Anders als bei Twitch ist Kick weniger eingeschränkt und bietet den Streamern somit mehr Möglichkeiten zur Selbstentfaltung. Dies betrifft unter anderem auch den Bereich der Werbung, so dass Kick-Streamer ihren Sponsoren eine größere Fläche bieten können, was im Umkehrschluss wieder den Streamern zugutekommt, die ihre Werbepartnerschaften uneingeschränkt aufrechterhalten können.
Generell lockt Kick vor allem, was die Finanzen betrifft: Während die Gewinnverteilung auf Twitch 50-70% zugunsten des Portals und 50-30% zugunsten des Streamers erfolgt, bleiben bei Kick satte 95% der Einnahmen beim Streamer. Das Portal zieht nur den äußerst geringen Satz von 5% für sich selbst ein. Auch vergleichbare Plattformen wie zum Beispiel YouTube sind weit von einer so großzügigen Verteilung entfernt.

Kick.com: Woher hat die Plattform ihr Geld und wer hat schon gewechselt? streaming2-unsplash

Zusätzlich dazu bezahlt Kick seine Deals mit Streamern ebenso fürstlich. Zwar lässt sich hier auch der Versuch erkennen, durch die überaus gute Bezahlung Streamer für das eigene Portal zu gewinnen, doch sprechen die Zahlen auch für sich. In den ersten 24 Stunden, die Kick.com online war, sollen bereits 200.000 Mitglieder verzeichnet worden sein. Nach nicht mal 70 Tagen war die Millionenmarke geknackt.

Exklusive Deals mit Topstreamern

Kick-Star der ersten Stunde war der amerikanische Streamer Trainwreck, einer der absoluten Topstars der Sreamer weltweit. Allerdings soll dieser auch ein Teil des Kick-Imperiums sein. Zwar gehören ihm keine Anteile, doch wird er hier und da als Berater aufgeführt. Nach seinem großen Twitch-Bann hatte Trainwreck bereits selbst mit dem Gedanken gespielt, eine eigene Plattform zu gründen, um weiter Streams machen zu können.

Auch der internationale Topstreamer Adin Ross ist zu Kick gewechselt und streamt nun nur noch dort. Andere Streamer sind nicht komplett von Twitch zu Kick gegangen, sondern passen ihren Content gezielt auf die jeweilige Plattform ab, um beide nutzen zu können. So macht es beispielsweise die Streamerin Corinna Kopf die zu den größten weiblichen Streamern auf beiden Plattformen gehört.

Dass Content auf Twitch sehr strikt überwacht wird, ist bekannt. Auch an dieser Stelle profitieren entsprechende Streamer von der größeren Freiheit, die ihnen auf Kick geboten wird. Das bestätigt unter anderem Amouranth, die sich über mehr mögliche Freizügigkeit bei ihren Streams auf Kick freut.

Es gibt also eine vielseitige Palette an Streamern die zu Kick gewechselt sind oder dort einen Deal unterzeichnet haben. Auch beispielsweise der ehemalige E-Sportler xQc hat einen Deal mit Kick, der eine nicht weiter bekannte Rekordsumme enthalten soll, sowie der Schachgroßmeister Hikaru Nakamura.

Auch deutsche Streamer auf Kick

Selbstverständlich ist der Trend auch dem deutschen Markt nicht verborgen geblieben. Mit Orangemorange und Scurrows sind zwei der populärsten deutschen Streamer auf Kick unterwegs. Allerdings ist nicht bekannt, ob es hier um einen Deal geht oder nicht, und wenn, um welche Summe es sich dann handelt. Auch beim österreichischen Streamer gTasty wird ein Deal vermutet, der sich allerdings bisher nicht bestätigen ließ. MontanaBlack hat zwar einen Kick-Account eröffnet, aber bis heute nie auf der Plattform gestreamt.

Einige deutsche Streamer hingegen weigern sich auch, zu Kick zu wechseln oder zumindest auch dort zu streamen. Topstreamer Knossi bleibt weiterhin bei Twitch und dementiert jegliche Wechselgerüchte. Der News-Streamer Dracon hat sogar in einem Presseinterview begründet, warum er nicht zu Kick wechseln möchte.

Sorgen wegen der Kick-Finanzierung

Die Hauptgründe der Streamer, die sich bisher aktiv gegen Kick entschieden haben, liegen vor allem in der Verflechtung mit Stake. Einigen Streamern ist nicht wohl beim Gedanken, vom bekanntesten Onlinecasino bezahlt zu werden, auch wenn Stake selbst darauf verweist, nicht der direkte und alleinige Geldgeber für Kick zu sein. Allerdings sind schon einige Streamer, die zuerst abgelehnt haben, zu Kick zu gehen, in der Zwischenzeit doch gegangen oder haben zumindest einmal reingeschaut. Ob der Siegeszug von Kick nicht mehr aufzuhalten ist oder ob es immer die kleine Schwester von Twitch bleiben wird, wird demnach die Zukunft zeigen.

Mit freundlicher Unterstützung von Steffen Peters | Bilder: © Jesus Loves Austin & Ella Don (Unsplash) | Glücksspiel kann süchtig machen. Infos und Hilfe unter www.bzga.de.

Beitrag von: Maik Mittwoch, 10. April 2024, 05:36 Uhr

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