Jetzt ist es schon über zwei Monate her, dass ich euch vom Köln-Event erzählt und für „in ein paar Wochen“ einen Testbericht angekündigt hatte. Dank Umzug und diversen Verzögerungen hat es „ein paar Wochen“ mehr gedauert, aber jetzt kam ich endlich dazu, Dolby Atmos dem Alltagstest zu unterziehen. Genauer gesagt der neuesten Soundbar von Samsung, die die dritte Sound-Dimension betritt und somit den Heimkino-Markt revolutioniert. Fragezeichen?
Samsung Dolby Atmos Soundbar HW-K950
Wer es ganz genau wissen will: In diesem Test geht es um die „500W 5.1.4 Flat Soundbar HW-K950„. Die heißt zwar „Soundbar“, kommt aber gleich als Speaker-Set daher. Neben dem eigentlichen Center Speaker sind noch ein Subwoofer und zwei Rücklautsprecher Teil des Dolby Atmos-Systems.
„Surround-Sound? Pfft! Das ist doch nicht neu…“ mag der eine oder die andere von euch nun denken. Nö, ist es auch nicht. Aber hier wird nicht nur links und rechts und vor und hinter euch Laut gemacht, sondern auch über euch:
„Umgeben von echtem 3D-Sound – mit der Samsung Soundbar HW-K950 powered by Dolby Atmos. Dank vier nach oben strahlender Lautsprecher genießen Sie zu Hause ein beeindruckend räumliches Kinoerlebnis.“
Das geschieht durch vier an die Decke ausgerichtete Speaker (in Center und Rücklautsprechern), die den Schall von der Decke reflektierend direkt auf euch schütten. Und das analog zum gezeigten Bild. So zumindest der Plan.
Gewichtiges Design
Auf den ersten Blick wirkt das Kernstück der Soundbar etwas langweilig. Aber was will man bei liegenden Langlautsprechern auch großartig evolutionieren? Betrachtet man den Center Speaker im Detail, wird man durch eine hochwertige Verarbeitung und einen konsequent durchgezogenen Modern-Metal-Look überzeugt. Schlicht, monumental und gewichtig. Das schaut nicht nur nach Qualität aus, das fühlt sich auch so an.
Ansonsten ist weniger mehr. Minimalismus, wo man hinschaut, was vor allem der Funktion geschuldet ist. Da Front- und Oberseite Lautsprecherausrichtungen beinhalten, bleibt wenig Platz für Spielereien. Die minimalistisch gehaltenen Steuericons an der Seite schauen schick aus, einzig störend finde ich das wenig hilfreiche Display vorne. Das sieht man zwar im Off-Betrieb nicht, was smart ist, im On-Betrieb leider auch nur wenig, schafft es gerade mal die fünf Buchstaben für das begrüßende „HELLO“ abzubilden. Alles andere ist Lauftext, meist viel zu kurz zu sehen und wirkt eingezwängt.
Die weiteren Speaker sind nochmals unauffälliger gestaltet. Die Rücklautsprecher besitzen analog die Metallgitter-Membran zur Schall-Auslassung, der Subwoover ist ein sehr clean ausschauender Block, den lediglich ein „SAMSUNG“-Schriftzug ziert. Unspektakulär, aber Soundsysteme sollen ja vor allem gut klingen und klassisch elegant und unaufdringlich ist da nicht die schlechteste Variante für den Look.
Einrichtung total easy
Das erste Mal richtig punkten konnte die Soundbar im Zuge der Einrichtung. Ich weiß noch, wie ich vor Jahren beim ersten Multiroom-Test schier verzweifelt war beim Versuch, die Teile miteinander zu koppeln. Doch dieses Mal: einfach traumhaft!
Center Speaker angeschlossen, weitere Lautsprecher an den Strom und nach kurzer Weile leuchten überall blaue Lämpchen – Verbindung erfolgt. Per Bluetooth setzt sich das System vollautomatisch zusammen und ist binnen weniger Minuten betriebsbereit. So muss es sein!
Mein Setup: Center Speaker unter dem Fernseher, Subwoover links daneben, Rücklautsprecher links und rechts vom Sofa. Los geht’s!
Aber nicht ganz so schnell! Zwar funktioniert es nach Kurzumstellung im Samsung-Fernseher direkt und problemlos, dass der Ton auf die Soundbar überspielt wird, allerdings wird bei z.B. über Sky verfügbarem Surround nicht direkt der Sound ausgespielt. Nur leise höre ich in den hinteren Speakern Ton, dagegen ein leichtes Rauschen (auch nach Firmware-Update über die Multiroom-App von Samsung). Das ist ein dem Hersteller bekannter Fehler, der bei einer früheren Produktionslinie aufkam. Solltet ihr diesen auch haben, wendet euch an Samsung (bzw. den Händler, bei dem ihr das Gerät gekauft habt) und ihr erhaltet Ersatz-Speaker. Bei mir ist das Problem nicht allzu stark ausgeprägt und bei Dolby Atmos spielen die Speaker auch lauteren Ton aus, so dass ich den Test weitergeführt habe (die Wirkung von „Dolby Atmos“ hatte ich beim Event ja bereits im Optimalstadium erleben dürfen, hier geht es eher um die praktische Nutzung des Systems im Alltag).
Mittendrin statt nur dabei
Kommen wir daher zunächst zum Paradebeispiel: Ein mit Dolby Atmos-Sound produzierter Spielfilm über Blu-ray. So habe ich „Deadpool“ (endlich!) und „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ mit Dolby Atmos sehen (und vor allem hören!) können. Dass die richtige Soundeinstellung vorgenommen ist und der gewünschte Ton beim System ankommt, kann man der Einblendung im Display entnehmen. Endlich ertönt auch bei mir der gewünschte Sound aus allen Richtungen – auch von Oben.
Zwar nicht ganz so viel und so deutlich, wie bei der Demonstration im Kölner Hyatt-Hotel, aber das mag mehrere Gründe haben. Zum einen wurden vor Ort einige ausdrückliche Vorführ-Szenen gezeigt, die auch vergleichend den Soundeffekt verdeutlicht haben, zum anderen ist unsere neue Wohnung ein Altbau. Die Decken sind über 3,50 Meter hoch, mit Stuck versehen und dazu ziert ein größerer Balken unser „Wohnzimmerdach“. Zwar soll das System bis etwa vier Meter funktionieren, ich kann mir jedoch denken, dass da das ein oder andere Dezibel verloren geht. Nicht zuletzt ist da noch die leichte Fehlfunktion…
Dennoch war der Effekt in einigen Szenen dann doch sehr gut hörbar, wenn es zum Beispiel regnet oder ein explodierendes Auto über einen fliegt. Danach stellt sich vermutlich auch die Angewohnheit ein, dass man als Betrachter gar nicht mehr wahrnimmt, wenn es besonders gut klingt. Das ist eben „wie es sein soll“.
Ansonsten ist der Ton aber wunderbar voll und ich habe noch nie so gut in meinem eigenen Wohnzimmer Filme gehört. Man fühlt sich tatsächlich inmitten des Geschehens, in einer Art Soundblase. Und da unter uns nur ein Friseur-Salon ist, kann der Subwoofer auch mal ordentlich dröhnen. Das macht schon Laune!
Weniger Laune macht dagegen die Suche nach passenden Inhalten. Ja, immer mehr Filme bieten eine Dolby Atmos-Spur an, aber es sind dann doch noch relativ wenige. Dazu ist mir aufgefallen, dass einige verkaufte UHD-Blu-rays die Tonspur auf selbiger Disc haben, andere auf der mitgelieferten Blu-ray (also ohne 4K-Auflösung), andere auf beiden. Letzteres sollte eigentlich der Fall sein, denn so war ich z.B. bei „Deadpool“ dazu gezwungen, noch den UHD-Player von Samsung anzuschließen, der mir zu Testzwecken ausgeliehen wurde. Normale Blu-rays schafft die PS4 Pro auch (wenn man die Toneinstellung sowohl in der Konsole als auch im Videoabspielbetrieb entsprechend justiert hat).
Ansonsten ist viel Ausbaufläche. Sky bietet in England bereits Fußballspiele mit Dolby Atmos-Sound an, bei denen dann z.B. die Stadionsprecherstimme von der Zimmerdecke tönt. Hierzulande hat Sky bisher zu Testzwecken eine einzige Partie in Dolby Atmos ausgestrahlt. Immerhin zeigt das, dass der Anbieter dran ist. Ebenso wollen Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon Prime und Amazon ihr Angebot entsprechend ausbauen (letzter haben kurz nach meinem Test das Angebot erhöht und auch einen Dolby Atmos Speaker Check kostenlos bereitgestellt). Leider konnte ich den Bild- und Tonreferenzfilm „Meridian“ auf Netflix nicht zum Dolby Atmos-Abspielen bringen (egal, ob über den Smart TV oder die PS4 Pro gestreamt). Außerdem unterstütz die Soundbar keinen „normalen“ Surround Sound, wenn dieser über DTS-HD Master Audio oder DTS:X einfließt, was ein durchaus gewichtiges Manko ist. Allgemein steigt das Angebot aber merklich seit Beginn des Jahres, so dass weitere Angebote beinahe wöchentlich dazu kommen.
Fazit
Dolby Atmos zu hören ist schon verdammt geil! Das steht fest und da dürften sich alle TesterInnen der Welt einig sein. Allerdings ist das Angebot eben noch recht überschaubar und die Kompatibilität der Soundbar nicht zu 100% bezüglich aller gängigen Audio-Formate gegeben. Der Sound selbst ist auch bei Surround super, allerdings hat sie auch ihren Preis. Bei einer UVP von stolzen 1.499 Euro greift man nicht mal eben so zu. Allerdings sollte man sich hier vor Augen führen, dass man ja direkt vier Lautsprecher erhält und eine ähnliche Konstellation bei Konkurrenz-Anbietern selbst ohne Dolby Atmos-Funktion in entsprechende Sphären kommt. Wer wirklich sparen will, kann noch ein Setup ohne Backspeaker für 1.299 Euro erwerben, das macht meiner Meinung nach aber so wenig Sinn wie Dolby Atmos-Sound bei einem Stummfilm.
Positiv angetan bin ich – neben dem eigentlichen Sound – von der angenehmen Einrichtung und den kabellosen Speakern. Kleine Minuspunkte bei der notwendigen Veränderung der hausinternen Infrastruktur (Geräte an die Soundbar, nicht an den TV) und das damit verbundene Umschalten der Eingänge über die zusätzliche Fernbedienung. Ansonsten reagiert die Soundbar recht häufig instinktiv richtig und ist automatisch da, wenn man sie braucht (aber eben nicht immer).
Wer Sound wie im Kino (oder gar besser) möchte und eh auf der Suche nach einem neuen Soundsystem für Daheim ist, ist mit der HW-K950 allerbestens aufgestellt. Dazu gibt es auch im normalen TV- und Videospielbetrieb satten Sound zu hören, das passt. Filmfanatiker, die auf DTS-eingespielten Surround-Sound stehen, bzw. diesen hören möchten, könnten vor Problemen stehen. Alle weiteren Informationen zur Soundbar könnt ihr auf der offiziellen Produktseite von Samsung einsehen.
Mit freundlicher Unterstützung von Samsung.
Danke für diesen sehr ausführlichen Bericht! Klingt nach einem tollen Audio System.