Berlin, Mitte November, eisig kalt. Beim Betreten des Tauchutensilien-Ladens tritt mir warme Luftfeuchtigkeit entgegen, aus dem Hintergrund schallt etliche Male hintereinander ein „I’m Going Down – Yeah yeah!“ – ich bin richtig. Eigentlich brauche ich nicht nach dem Weg zu fragen, aber meine gute Erziehung lässt mich darauf warten, dass die Verkäuferin ihr Telefonat beendet. „Ich bin wegen des Musikvideodrehs hier…“ – „Einfach der Musik lang!“ – Dachte ich mir doch…
Sony Music und Benameur Promotion hatten angefragt, ob ich als regelmäßiger Supporter von „The Wholls“ (s. hier) nicht spontan einem Musikvideodreh beiwohnen wolle. Die Antwort war schnell gefunden, zumal ich nicht allzu lange anreisen musste und die Aufnahmen nicht an eisiger Winterluft stattfanden.
Vor Ort treffe ich als erste Ansprechpartnerin Kerstin von Sony, die mich Bassist Joe Stevenson vorstellt. Danach lerne ich die anderen kennen – als letztes den vor Nässe triefenden Sänger Tordy Cocchiarella, der gerade aus dem Pool gestiegen war. Erste Szene im Kasten – kam ich also etwas zu spät (nach Termin-Hin- und Hergeschiebe), aber passend zur Umbaupause. So konnte ich wenigstens mit allen quatschen und auch kurz den von mir bislang eher als Schauspieler bekannten Regisseur Manuel Cortez begrüßen. Neben ein bisschen Smalltalk mit den Rock-Newcomern betrachte ich vor allem interessiert das technische Geschehen. Hin- und Hergeschiebe, Aufbau einer gigantischen Leuchte, dazu die Vorbereitungen mit der massiven Unterwasserkamera. Fancy!
Tordy erhält zunächst weitere Einführungen vom anwesenden Tauchprofi, wie er möglichst entspannt unter Wasser Mundbewegungen machen kann, ohne viele Blasen zu werfen. Dann wird es wieder ernst – alle Bandmitglieder werden einzeln geshootet, wie sie mit den Gesichtern die Wasseroberfläche durchbrechen. Ein großer Unterwasserspiegel sorgt für passende Lichtreflektion für die Unterwasserspiegelung. „Stellt euch vor, wie das dann gespiegelt wird und ein anderes Gesicht auf der anderen Seite erscheint!“ sagt Cortez freudig inspiriert. Die Aufnahmen sehen geil aus, sind sich alle einig. Dann gibt es kleine Eintauch-Treiben-Einstellungen, die von jedem unter Wasser aufgenommen werden. Ständig müssen die kleinen Bläschen zur Ruhe kommen, damit der Shot entsprechend klappt. Bei einigen Bandmitgliedern dauert es etwas länger, bei anderen ist beim zweiten Versuch alles im Kasten. Dazu wird immer wieder mit der großen Wasserflitsche auf dem Wasser für kleinen Wellengang gesorgt. Interessant zu sehen, wie der originelle Einsatz teils banaler Gegenstände und Lösungen für schöne visuelle Ergebnisse sorgen kann.
Neben den vier Bandmitgliedern und deren Manager, Musik-Betreuerin Kerstin und mir waren noch Regisseur Cortez, zwei Kameraleute, zwei Tauchprofis und mehrere Techniker vor Ort. Und das alles auf geschätzt maximal 50 Quadratmetern, wobei zwei Drittel davon Pool waren. Enges Miteinander zwischen all den Kabeln und paratgelegten Schaumstoffnudeln zum Auftrieb geben, sollte man mal länger im Wasser bleiben und Kraft sparen müssen („I won’t give you my noodle, you perv!“).
Die Mitglieder der Band, die gerade nicht dran waren, haben gespannt zugeschaut, Fotos und Minivideos für Instagram und Co. geschossen und für ordentlich Spaß gesorgt. Vor allem beim ewig währenden Aufziehen, wer Aufnahmen schneller oder langsamer im Kasten hatte. Ein sehr amüsanter Haufen – coole Jungs!
Allgemein war es ein äußerst interessanter Termin, das alles mal mitzuerleben war sehr beeindruckend, vor allem, wenn man dann das finale Ergebnis im Vergleich sehen kann. Nach rund zweieinhalb Stunden musste ich leider zeitbedingt gehen, hätte ich doch gerne den kompletten Prozess verfolgt (vor allem die angekündigten Unterwasser-Aufnahmen mit den Instrumenten), der aber zu dem Zeitpunkt (und einer erneuten Umbaupause) vermutlich noch nicht einmal bei der Hälfte angelangt war. Es sind dann doch die ganzen vielen unvorhergesehenen Kleinigkeiten, die zu Verzögerungen führen. Seien es die kleinen spontanen Eingebungen, die Problemchen, die zu Wiederholungen führen, abgebrochene Styroporplatten oder lockerliegende Kabel an der gigantischen Deckenkamera.
Das Ergebnis kann sich aber absolut sehen lassen! Und vor allem merkt man nicht, dass alles in einem kleinen Testpool eines Tauchequipment-Ladens in Berlin Alt-Treptow aufgenommen wurde…
The Wholls – Going Down (Official Video)
Hier nun also das offizielle Musikvideo zur Single „Going Down“ vom Album „The Wholls“:
Solltet ihr sie noch nicht haben, kauft euch die Debütplatte (Partnerlink) der Jungs – sehr empfehlenswert!
Danke nochmals für den interessanten Tag, beim nächsten Mal bin ich dann von der ersten bis zur letzten Klappe dabei, versprochen. Und dann denke ich auch daran, meine Spiegelreflex einzupacken, damit ich da nicht mit iPhone rumhampeln muss. Bloggernoob, ey…!
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na wo isn jez das mädel im vid vom foto? 5% grrrl müssen schon.
Bitte was?