Bei AnnenMayKantereit war ich tatsächlich ein bisschen überrascht. Ich kenne im Grunde genommen ihre komplette Musik, hielt sie aber vor allem zu Anfangszeiten doch sehr überhyped. Dazu stehe ich noch immer, eine feine Auswahl an durchaus eingängigen Tracks haben die Jungs aber mittlerweile doch sammeln können, so dass die Setlist keineswegs langweilig und redundant ausfiel, sondern Anlass zum Tanzen bot. Plus dem überraschenden Highlight, dass die Band kurz vor Schluss plötzlich inmitten der Menge auftauchte und eine ganz besondere Darbietung geboten hat.
Weniger Spaß hat die Rückfahrt gemacht. Wir haben uns extra Macklemore mehr oder weniger geschenkt, um recht früh gen Bremen zu fahren, nur um nach einer halben Stunde Fußmarsch am Bahnhof per Lautsprecherdurchsage erfahren zu müssen, dass unsere Regionalbahn ausfällt. Die nächste fährt dann in einer Stunde. Na klasse. Zum Festivalgelände zurückgehen war keine Option, den Hintern plattsitzen und abfrieren auch nicht, also sind wir ein paar Runden durch das beschauliche Scheeßel gelaufen. Erkenntnisse: Tankstellen haben keine Shops, an denen man etwas kaufen könnte, dafür ist die Volksbank betretbar und vor allem beheizt. Der nächste Zug kam wenigstens, war aber derbe überfüllt. Immerhin kamen wir dann irgendwann mit etwa 80 Minuten Verspätung im Vergleich zur angedachten Zeit an. Yay.
Der Festival-Sonntag
Sonntag haben wir es doch tatsächlich bereits zu einem Mittags-Act geschafft und unseren ursprünglich tollkühn angepeilten Zug gen Festivalgelände erreicht (auf-die-Schulter-klopf!). Das lag aber vor allem daran, dass ich The Sherlocks unbedingt live sehen wollte. Die Briten waren hörbar aufgeregt und haben auf der neuen „Wild Stage“ spielen dürfen, die direkt am Rande des Zeltlagers gegenüber vom eigentlichen Festivalgelände lag. Zwar nur 30 Minuten, aber die waren belebend und haben Lust auf mehr gemacht.
Die Sea Girls haben gleich drei meiner persönlichen Awards einheimsen können. Zum ersten wäre da der am meisten hinters Licht führende Bandname, denn da sind gar keine Seemädchen in der Band, alles Herren! Zum anderen haben sie den vermutlich selbstverliebtesten Sänger, der mit unpassenden Kommentaren und Aktionen auffiel, die zeigten, dass er sich wohl schon als ultimativer Rockstar auf einer Stadionbühne wähnt, obwohl er gerade auf der zweitkleinsten Bühne des Festivals, nämlich im Zelt gegen Mittag, auftritt. Naja. Dafür ist der Gitarrist erfreulich gut abgegangen und hat an den Bassisten der Wombats erinnert. Ach ja, die waren ja auch da (hatten wir Samstagabend aber nur beim Essen aus der Ferne gehört und genossen, oft genug in letzter Zeit live gesehen).
You Me At Six ist so eine komische Band, mit der ich immer wechselnde Erfahrungen verbinde. Kennengelernt hatte ich die Band vor einigen Jahren als Voract für Thirty Seconds To Mars, wo sie mein Interesse wecken konnten. Einige Alben waren okay, andere mittelmäßig, einige Songs super, andere eher meh. Letztlich hatte ich mich schon irgendwie auf deren Auftritt gefreut, aber das zu Hörende war dann doch genauso wechselseitig wie meine vorherigen Eindrücken.
Eines meiner richtigen Highlights war Ten Tonnes. Der Brite hat einen der empfehlenswertesten Auftritte des Festivals abgeliefert. Einfach in Relation zu seinem Bekanntheitsgrad, weil Foo Fighters empfehlen kann ja jeder. Wer auf tanzbare Musik mit etwas mehr Hang zu Krach mag, sollte mal reinhören (z.B. in meinem Kurzreview zu seiner Platte).
Für Mike Skinner aka The Streets hatten wir leider nur ein bisschen Zeit, so dass ich eigentlich nur schnell ein Foto vom Innenraum aus machen wollte, aber einer der Ordner hat mich dabei „erwischt“ und meinte, mein Arbeitsplatz sei der Fotograben, also müsse ich da rein. Okay, gesagt, getan, also habe ich zwei Minuten dort verbracht und immerhin zwei vernünftige Bilder hinbekommen. Et voilà:
Nur noch zwei Acts mit Fotos von mir! Und zwar die, bei denen ich (neben Bloc Party) am meisten Probleme hatte, Motive für diesen Beitrag auszuwählen. Beim ersten lag es schlicht an der hohen Auswahl an Bildern, bei denen ich es dann doch irgendwie geschafft habe, sie scharf in interessanten Momenten zu erwischen. Wolfmother hatte ich schon viel zu lange nicht mehr gesehen und mich nach dem Auftritt nur gefragt, weshalb eigentlich?! Neben Papa Roach mein absolutes Highlight vom Festival, einfach immer wieder Knüller, die epischen Songs inmitten einer mitgehenden Masse erleben zu können. Und hey: die Haare!
Und dann wären da noch die Foo Fighters, der absolute Headliner schlechthin dieses Jahr. Freudigerweise durfte ich als einer von 48 Fotografierenden mit in den Graben (genauer gesagt auf die linke Seite). Leider war die Band um einige Meter nach hinten versetzt, so dass man nicht soo nah dran kam und immer eine Kante im Weg war. Und dank einsetzender Dunkelheit und steigendem Bewegungsdrang Dave Grohls sind leider nicht alle Bilder scharf geworden. Aber ich habe viele gemacht. Sehr viele. Vor allem von ihm schreiend. Ein paar sind denke ich auch ganz okay geworden, immerhin habe ich den Beweis auf Bild, dass er freudig Kaugummi kaut, während er performt (why?!).
Obwohl wir auch hier nicht das komplette Konzert miterlebt und einen früheren Zug genommen haben (wir hatten die Band erst kürzlich live gesehen und sind ehrlich gesagt nur wegen der Foto-Option geblieben), war das ein gelungener Abschluss eines tollen Festivals. Die ganz großen Über-Acts gab es vorab gar nicht, die uns unbedingt hingeleitet hatten, eher die Fülle an sehenswerten auch kleineren Acts hatte uns überzeugt, das Hurricane mal wieder zu besuchen. Der Sonntag war für mich sowohl auf dem Papier als auch hinterher betrachtet der beste der drei Festivaltage. Hat Spaß gemacht!
Hurricane Festival 2019 Videos
Wie jedes Jahr hat das Team vom Hurricane Festival auch dieses Jahr wieder zu jedem Tag ein kleines Mood-Video erstellt, das Musiker aber vor allem auch Festivalbesucher beim feiern zeigt. Ich fand vor Ort vor allem bemerkenswert, dass man die Clips zum Vortag bereits während des Festivals auf den Leinwänden zu sehen bekam, sehr schöne Sache!
Hurricane Festival 2019 Freitag-Video
„Freitag, es war uns ein Fest! Brennender Dancefloor, massierende Bässe plus eure fliegenden Hände & Haare. Und apropos Fest: Happy Birthday, Campino!“
Hurricane Festival 2019 Samstag-Video
„Zwischen Tortenschlacht und den ganz großen Gefühlen habt ihr gestern gescheeßelt wie es im Buche steht.“
Hurricane Festival 2019 Sonntag-Video
„Unsere Augen gehen kaum auf, aber ein kleines Stück reicht ja auch erstmal, um dieses alles übertreffende Finale gestern Revue passieren zu lassen. Petrus hat den Sonnenschein-Regler auf Anschlag gepusht und ihr habt mit euren magic Festivalvibes gleichgezogen!“
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