Heute liegt mir etwas am Herzen, was mit Musik nicht viel zu tun hat: Die Auswirkungen des G20-Gipfels auf meine Heimatstadt Hamburg am letzen Wochenende. Als Einheimische ist es mir wichtig, darzustellen, wie wir die Tage hier erlebt haben. Genau, wie hoffentlich die meisten von Euch Lesern, waren wir geschockt von den Randalen in der Schanze, unserem lebhaften Ausgehviertel mit vielen Bars, Geschäften und der berühmt-berüchtigten Roten Flora, ihres Zeichens linkes Autonomen-Zentrum. Doch nicht nur hier wurden Polizisten angegriffen, Läden geplündert und brennende Barrikaden errichtet. Auch durch andere Stadtteilen zog der rücksichtslose „Schwarze Block“, verängstigte Passanten, schlug Fenster ein und entzündete Autos in Wohngebieten. Sogar eine Kita war dem Horror nicht gefeit als sich eine Gruppe Randalierender in sie vor der Polizei flüchten wollte. Absolut ohne Worte!
Ohne Partei zu ergreifen oder Schuld zuzuweisen ist es wohl sicher zu sagen: Keiner – weder die Hamburger Bürger noch die Politik – hat mit diesem Ausmaß an Zerstörungswut und Gewalt auf Seiten radikaler G20-Gegner gerechnet. Sicher waren große Demonstrationen angemeldet, aber deren Agenda war es, friedlich ein Zeichen zu setzen.
Abgesehen von den Gewaltausbrüchen war es leider auch im Rest der Stadt und an den Tagen ab Donnerstag nicht möglich, G20 kaum wahrzunehmen und sich Sonntag zu fragen, ob der Gipfel denn schon vorbei sei, wie unser lieber Bürgermeister Olaf Scholz prognostiziert hatte. Die allgegenwärtigen Hubschrauber über unseren Köpfen taten ihr übriges.
Rund um die Innenstadt brach bereits Donnerstag der Autoverkehr komplett zusammen als viele Straßen für die Limousinenkonvois der G20-Teilnehmer gesperrt wurden und keine Umleitungsstrecken zur Verfügung standen. Viele Hamburger standen mehrere Stunden(!) mit ihrem Auto auf der Stelle und kamen nicht vor und zurück, geschweige denn zu ihren Terminen. Etwas weiter weg vom Zentrum, in Eppendorf, wo ich wohne, verfolgten wir Freitagabend die Ereignisse im TV und erkannten unsere Stadt nicht wieder. Sie wirkte wie ein Dritte Welt-Land im Bürgerkrieg und vor dem Fenster heulten die Polizeisirenen. Selbst bei mir um die Ecke hatten sich einige Läden verbarrikadiert und der Supermarkt ab mittags plötzlich geschlossen.
Um irgendetwas zu tun, versammelten sich viele, die nicht schon aus politischen Gründen zu Demonstrationen gegangen waren, am Samstag bei Märschen gegen Gewalt oder am Sonntag bei „Hamburg räumt auf“. Dort packten mehrere Tausend Menschen in den zerstörten Viertel mit an, putzten und richteten die Straßen wieder her. Außerdem gab es viele rührende Solidaritätsbekundungen mit der Polizei und den Geschädigten der Eskalation. Anwohner, die durch die Ausschreitungen ihr Auto verloren haben, bekommen nun eine gratis Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel oder einen Leihwagen gestellt, Geschäftsinhaber eine Entschädigung um ihre Läden wieder zu fit zu machen.
Hamburg ist nicht das, was am Wochenende in aller Welt im Fernsehen lief. Wir lieben unsere Stadt, wollen sie erhalten und sind dankbar für jeden angereisten Polizisten der für unsere Sicherheit gerade stand. Die meisten Randalierer kamen nicht aus Hamburg und sogar aus anderen Ländern wie Frankreich oder Italien. G20, du bist wichtig, aber komm’ bitte nicht wieder.
Bild: Christoph Mahlstedt.
Das keiner damit gerechnet hat, stimmt so nicht. Ich habe in verschiedenen Blogs genau das, was passiert ist, als Prognose gesehen. Wenn man sich die Doku zum G8-Gipfel in Genua (2001) – „Die blutigen Tage von Genua“ anschaut, dann sieht man auch exakt die gleichen Bilder wie aus Hamburg – davon abgesehen, dass niemand erschossen wurde.
Du kommst aus Hamburg, dann sag mal: ergibt es Sinn, dass die vermeintlich linken Bewohner des Schanzenviertels das Schanzenviertel zerlegen?
Oder könnten das „Zerstörungstouristen“ gewesen sein?
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