Es ist Hochzeitssaison und wie viele meiner SängerInnen-Kollegen bin auch ich für die ein oder andere Trauung sowie abendliche Feiern gebucht. Heute plaudere ich ein bisschen aus dem Nähkästchen, über komische Situationen, merkwürdige Wünsche der Brautpaare und weitere Anekdoten.
Fangen wir mal mit der Songauswahl an. Meist sind es die gleichen zehn Songs, die bei Trauungen gewählt werden. Zu den Favoriten gehören „Hallelujah“ von Leonard Cohen, „Oh Happy Day“, „Endless Love“ oder „Ja“ von Silbermond und wo wir schon dabei sind, „Das Beste“ von selbiger Band. Man rechnet schon gar nicht mehr mit ausgefallenen Musikwünschen und da ist es um so überraschender, wenn plötzlich mal etwas Neues auf den Tisch kommt. Um so interessanter, wenn es inhaltlich so gar nicht zum Thema Hochzeit passt.
Eine befreundete Sängerin sang zum Einlauf der Braut einmal „Ich gehör’ nur mir“ aus dem Musical Elisabeth. Es lohnt sich hier mal den Text zu googeln und sich vorzustellen, diese Worte an einen Bräutigam zu richten. Nicht wirklich nett… Als Hochzeitswalzer habe ich einmal „I Wonder Why“ von Curtis Stigers gesungen. Das Lied dreht sich um eine Trennung und die Refrainzeile lautet „I wonder why we hold on, with tears in our eyes“. Man fragt sich, können manche kein Englisch oder ist es ihnen schlicht egal und sie finden die Musik einfach so schön? Und noch wichtiger: Sollte man da einschreiten? Letztendlich bestimmt der Auftraggeber, was zu spielen ist.
Es hat nicht direkt etwas mit der Songauswahl zu tun, ist aber auch bemerkenswert: Eine weitere Kollegin bekam einmal einen Anruf von einer Braut, für die sie vor zwei Jahren gesungen hatte. Die Gute heiratete nun erneut und da der Gesang damals so schön war, wollte sie sie gern wieder buchen. Da sagt man doch nicht nein. Witzig ist es auch immer, wenn in der Organisation Dinge zu Gunsten des Musikers schief laufen. Anders herum ist es natürlich nicht sehr angenehm, es passiert aber öfter, dass man zwar gebucht ist, aber kaum zum Einsatz kommt. Es zieht sich durch verschiedene spontane Aktivitäten der Gäste manchmal alles sehr in die Länge. Man wird übrigens auch Kenner in Sachen Hochzeitsspiele, Dekoration, Reden und Beiträge. Einmal war ich mit kompletter Band und Partymusik von 21:00h-00:00h gebucht, die Hochzeitsgesellschaft aß ein Menu und gegen 22:30h war das Dessert noch immer nicht serviert. Um Mitternacht war ein DJ gebucht, daher wussten wir, dass wir auch nicht verlängern würden müssen. Letztendlich haben wir eine knackige halbe Stunde von 23:30h an gespielt und sind dann nach Hause gefahren. Es gibt Schlimmeres.
Auch filmreif war, was mir einmal in einer kirchlichen Trauung passierte. Ich sang wie gewünscht dieses Mal zum Playback. In der Regel begleite ich mich mit eigenem Instrument oder ganzer Band. Der Pastor hatte mit mir verabredet, dass er an einem gewissen Punkt aufhören wollte zu sprechen, bedeutsam zu mir herüber schauen und dass dies mein Zeichen sei, mit meiner Musikeinlage zu beginnen. Er tat eben dieses, ich drückte auf Play, die Musik begann bei voller Lautstärke und plötzlich sprach er weiter! Mir blieb nichts anderes übrig als schnell wieder auf Stop zu drücken. Der gute Mann verzog keine Miene und bei seiner nächsten Pause begann ich erneut. Nach einem kurzen Moment setzte er wieder zum Wort an, versuchte sich irritiert Gehör zu verschaffen und resignierte dann. Ich ließ die Musik laufen und sang einfach drauf los. Gott sei Dank eine einmalige Situation bis heute!
Das scheinbar Wichtigste, was man als Hochzeitssängerin lernt, ist, dass generell immer etwas schief laufen kann. Bei Freunden, deren Hochzeit ich als Gast besuchte, wurde die Hochzeitstorte mit der eines anderen Paares vertauscht. Dummnur, dass auch Namen darauf standen. Der Schreck war groß, aber geschmeckt hat sie trotzdem.
Bild: Wu Yi
Oh! Ich gestehe, einer dieser Gäste, die gerne mal eine Rede halten und den geplanten Ablauf durcheinander werfen, bin ich. Hiermit entschuldige ich mich hierfür, auch im Namen meiner Kollegen. :-)
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