Die Bundestagswahl rückt immer näher. Nur noch ein paar Tage. Für mich ist es die erste Bundestagswahl. Und dann gleich eine, die für meine und deine Zukunft so wichtig ist. Nach dieser Wahl ändert sich so viel. Ich kenne bewusst nur Angela Merkel als Bundeskanzlerin. Auch das wird sich ändern. Es wird einen neuen Bundeskanzler oder eine neue Bundeskanzlerin geben. Ich überlege gerade… Mir fällt gerade ein, dass ich bewusst auch nur den FC Bayern als Deutschen Meister kenne. Ich glaube, in diesem Jahr ist es auf alle Fälle einfacher Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin zu werden, als den FC Bayern vom Meisterthron zu stoßen.
Aber woran ich glaube, ist, dass grundsätzlich ein/e neue/r Bundeskanzler/in, mit neuen Zukunftsvisionen und Durchsetzungsvermögen wesentlich wichtiger ist als ein neuer Deutscher Fußballmeister. Ok, ich bin aus München und sehe das natürlich etwas entspannter.
Entspannt ist ein gutes Stichwort. Denn ich bin tatsächlich nicht entspannt, was die Bundestagswahl angeht. Denn diese Wahl wird auch in meiner Generation als Richtungswahl bezeichnet. Und dabei gibt es nur zwei Richtungen. Entweder bleibt es so wie es war und der Kampf gegen die Klimaerwärmung geht verloren. Oder es beginnt eine völlig neue Art von Politik, in der der Klimaschutz eine zentrale Rolle einnimmt.
Wenn man jetzt mal beim Beispiel FC Bayern bleibt. Da hatte man teure und sehr erfahrene Trainer in den letzten Jahren verpflichtet, aber wem hat man die erfolgreichste Saison ever zu verdanken? Hansi Flick. Er begann als Co-Trainer. Er wurde befördert, obwohl er fast keine Erfahrung als Cheftrainer hatte. Der FC Bayern ging ein Risiko ein, Hansi Flick zum Cheftrainer zu machen. Und jetzt ist er Bundestrainer. Es muss also nicht immer der vermeintlich beste, erfahrenste oder teuerste Trainer sein. Sondern der Trainer, der als Mensch am besten zum Team passt und gleichzeitig eine Vision hat, die höchsten Ziele zu erreichen.
So eine/n Bundeskanzler/in möchte ich auch. Ich möchte eine/n Politiker/in der/die Mensch geblieben ist und höchste Ziele hat, mit allen Mitteln die Klimaerwärmung schnellstmöglich zu stoppen. Doch wer soll das sein?
Sollte alles beim Alten bleiben? Bloß kein Risiko eingehen? Kanzlerkandidat Armin Laschet von der Union wäre wohl der risikoärmste Kandidat. Dann wäre da noch der Co-Trainer oder besser gesagt, der aktuelle Vize-Kanzler Olaf Scholz von der SPD. Wie hoch wäre das Risiko, die Nummer Zwei zum Kanzler zu machen? Als riskanteste Wahl könnte man vielleicht auch eine Annalena Bearbock von den Grünen bezeichnen. Sie war noch nirgendwo in einer Regierungsfunktion. Hat also keine besondere Erfahrung darin aber dafür eine klare Vision, wie man die Klimaerwärmung zumindest aufhalten kann.
Die Entscheidung über einen Trainer treffen bei einem Fußballverein nicht die Mitglieder, sondern das Präsidium eines Vereins. Da ist es in der Politik schon besser. Bei uns in einer Demokratie entscheiden alle wahlberechtigten Bürger. Wir alle zusammen entscheiden, wieviel Risiko wir eingehen wollen.
Für mich stellt sich daher erst einmal die Frage, wieviel Risiko will ich mit meiner Stimme am Wahltag eingehen. Wäre es für meine Zukunft besser, wenn wir in der Politik denselben Weg weitergehen? Was wurde in den letzten 16 Jahren unter der Führung von Bundeskanzlerin Merkel für mich persönlich Positives erreicht?
Ok, wir leben in einer stabilen Demokratie. In Europa haben wir eine starke Währung. In der Außenpolitik hat Europa allerdings ein Problem. Nicht alle Mitgliedstaaten in Europa ziehen an einem Strang. Das heißt in einigen Ländern Europas, wie zum Beispiel in Ungarn oder Polen sehen wir einen starken „Rechtsruck“ aufgrund der Europäischen Flüchtlingspolitik. Und Großbritannien hatte sowieso keinen Bock mehr auf Europa.
In unserer Innenpolitik lief auch nicht alles wie am Schnürchen. Die Schere zwischen arm und reich ist so groß wie nie und Kinderarmut ist in unserem Land leider keine Seltenheit. Über die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens brauchen wir eigentlich gar nicht reden. Das werden wir mit den jetzigen Maßnahmen einfach nicht erreichen.
Armin Laschet soll, wenn es nach seiner Partei, der CDU, geht, Nachfolger von Angela Merkel werden. Er und die Union, stehen für „weiter so“! Aber würde mir das als junger Mensch einen Vorteil bringen?
Oder hätte ein Bundeskanzler Olaf Scholz von der SPD für meine Zukunft einen größeren Mehrwert? Vielleicht spielt es letztendlich keine Rolle, wer Bundeskanzler/in wird, sondern welche Parteien an der zukünftigen Regierungskoalition beteiligt sind. Denn je nachdem, welche Parteien die Koalition bilden, wird auch die Regierungspolitik aussehen.
So gesehen, wird es voraussichtlich garantiert kein „weiter mehr“ geben, denn egal was passiert, es werden mit hoher Wahrscheinlichkeit drei Parteien die Regierungskoalition bilden. Und somit wird sich mit Sicherheit auch an der Politik etwas ändern. Die Frage ist nur noch, wieviel sich ändern wird. Für das Klima und somit für unsere Zukunft wäre eine Änderung auf alle Fälle nur positiv. Zumindest für meinen Geschmack.
Aber wie letztendlich Deutschland entscheiden wird, werden wir am Tag nach der Wahl sehen. Und dann, kann ich mir jetzt schon vorstellen, werden monatelange Koalitionsverhandlungen folgen. Ich bin schon total neugierig, welche Regierung dann die Zukunft meiner Generation gestalten will. Welche Parteien das auch immer sein werden und unter welchem oder welcher Bundeskanzler/in das auch sein wird – Ich hoffe, dass alle ihrer Verantwortung bewusst sind, die sie dann haben werden.
Eines noch: Auch wenn ich davon ausgehe, dass Bayern München wieder Deutscher Meister wird, freue ich mich genauso, wenn Dortmund oder Leipzig die Meisterschale nach Hause trägt. Das wäre doch mal ein Jahr. Keine Angela Merkel ist Bundeskanzlerin und der Deutsche Meister wird nicht Bayern München. Boa, da würde ja ganz viel an Kontinuität verloren gehen. Ich weiß jetzt nicht, ob mir das zu viel Veränderung wäre! Mann muss ja nicht gleich alles übertreiben. 😉
Pingback: Kolumne: Bundeskanzler wird der FC Bayern – Oder habe ich jetzt was verwechselt? – Livia Josephine Magazin
Wer glaubt, dass unsere Regierung regiert, der denkt auch zu wissen was Zitronenfalter tun.
Erschreckend zu lesen, wer später eventuell meine Rente erwirtschaften soll. Das sehe ich Schwarz anstatt Grün.
Lieber Stefan, dann arbeite und erwirtschafte deine Rente selbst. Schon mal was von privater Vorsorge gehört?
Eine kleine Anmerkung zu den Prognosen über den Ausgang der Bundestagswahl.
38% der Wahlberechtigten sind sich noch nicht sicher, ob sie wählen wollen und wenn, dann wen.
Der Anteil der Briefwähler wird in diesem Jahr auf bis zu 50 % geschätzt.
Wenn ein Umfrageinstitut bei 1000 repräsentativ ausgewählten Menschen anruft, fallen also etwa 380 Stimmen weg, weil die Befragten noch unentschlossen sind, und bis zu 500 Stimmen fallen weg, weil „die Veröffentlichung von Ergebnissen von Wählerbefragungen NACH der Stimmabgabe über den Inhalt der Wahlentscheidung vor Ablauf der Wahlzeit unzulässig ist“ (§ 32 Abs. 2 BWG).
Das heißt, die Prognosen, über den zu erwartenden Ausgang der Wahl basiert auf 120 Stimmen / 12% der befragten Wahlberechtigten, und sind daher äußerst vage. Die Wahrscheinlichkeit, dass drei Parteien die Regierungskoalition bilden werden, ist also nicht ganz so hoch, wie es die aktuellen „Politbaromenter“ vermuten lassen. Der Sonntag verspricht also ein wirklich spannender Tag zu werden…
Da mich die, am Ende dann doch sehr zutreffenden Prognosen etwas erstaunt haben, war ich neugierig auf eine Erklärung. Hier eine recht gute, wie ich finde: „Warum die Wahl-Umfragen diesmal so gut waren“ https://www.ardaudiothek.de/episode/newsjunkies-was-du-heute-wissen-musst/warum-die-wahl-umfragen-diesmal-so-gut-waren/inforadio/93531236/
(PS: „Ihr“ dürft Stefans Rente übrigens auch gerne für den Bau von neuen Dämmen ausgeben…)