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Gedanken einer 18-Jährigen: Corona als gesellschaftlicher Intelligenztest Livia-Portrait-kolumne-2020

Wenn man Corona jetzt als gesellschaftlichen Intelligenztest sehen würde, dann hätten wir echt ein Problem. So sehe ich das zumindest. Als die Pandemie anfing und noch niemand wusste, was alles passieren würde, hielten sich die allermeisten an die Auflagen der Regierung, aber trotzdem mussten wir in Deutschland bis Ende Mai ca. 8.500 Menschen zählen, die tragischerweise an der Coronavirus-Infektion gestorben sind. Was Länder wie Italien oder alleine auch die Stadt New York City mit dem Virus erlebt haben, muss absolut die Hölle gewesen sein.

Langsam kamen aber dann die Lockerungen und damit gleichzeitig die Menschen, die sich über Corona ihre eigenen Gedanken gemacht haben. Und damit käme der kollektive Intelligenztest langsam in den niederen Zahlenbereich. Plötzlich treffen sich tausende Menschen, natürlich hauptsächlich ohne Mund- und Nasenmaske und demonstrieren gegen die Einschränkungen unserer Grundrechte.

Gegen Einschränkungen der Grundrechte zu demonstrieren oder über die Angst einer Diktatur lasse ich mir noch irgendwo eingehen, auch wenn man dazu wissen sollte, dass es unmöglich ist, die Grundrechte abzuschaffen oder dauerhaft einzuschränken. Denn die ersten zwei Artikel des Grundgesetzes weisen direkt daraufhin.

Also, die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. Und alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt. Und jetzt kommt es. Das Grundgesetz kann nur mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der der Stimmen des Bundestages und zusätzlich mit zwei Dritteln der Stimmen des Bundesrates geändert werden. Diese Hürde ist so groß, dass es einfach nicht möglich ist es zu ändern. Das sollte man wissen, bevor man auf die Straße geht und dahingehend demonstriert. Das kann man gerne machen, macht aber keinen Sinn.

Und wenn man sich eine Diktatur ansieht, dann sieht man auch ganz schnell, dass sie etwas anders aufgebaut ist als eine Demokratie. Die Diktatur ist nämlich eine Herrschaftsform, die sich durch eine einzelne regierende Person, den Diktator, mit weitreichender bis unbeschränkter politischer Macht auszeichnet. Da sollte man lieber mal nach Nordkorea sehen, das tatsächlich eine Diktatur ist oder in die Türkei, die langsam zur Diktatur wird.

Das Problem bei diesen Demonstrationen ist ganz einfach, dass sich hier sämtliche Theorien treffen. Manche sagen dazu Verschwörungstheorien. Das mache ich jetzt zum Beispiel nicht, weil man sonst diesen Thesen einen Stellenwert gibt, den sie einfach nicht verdienen.

Wenn man Bill Gates als Verursacher der Corona-Pandemie benennt oder man Angst vor Impfungen hat, die Bill Gates finanziell unterstützt, dann… Was soll ich sagen… Schwuppdiwupp fällt der Wert eines kollektiven Intelligenztestes noch weiter runter. Aber am schlimmsten finde ich die Aussagen, dass ja eh nur alte Menschen sterben. Da bekomme ich Ausschlag. Abgesehen davon, dass das nicht stimmt, stellt sich mir die Frage, ob ältere Menschen in deren Augen nichts Wert sind?!

Man darf die kollektive Intelligenz nicht unterschätzen. Das sieht man ganz einfach auf diesen Demonstrationen, wie man sich hier gegenseitig hochschaukelt. Und kollektive Intelligenz gibt es tatsächlich. Sie wird auch Schwarmintelligenz genannt. Das sind Gruppen von Individuen die durch Zusammenarbeit, unabhängig von der Intelligenz der einzelnen Mitglieder, intelligente Entscheidungen treffen „können“. Dabei besitzt das einzelne Individuum nur relativ geringe Informationen über seine Umwelt und interagiert nur mit einer begrenzten Anzahl von Artgenossen. Schwarmintelligenz ist besonders bei Insekten zu beobachten. Wie man bei der Definition jetzt schön lesen kann, basiert die Gruppenintelligenz also auf die einzelnen Individuen, die leider nur relativ wenig Informationen über ihre Umwelt haben. Tja, nur leider werden hier keine intelligente Entscheidungen getroffen. Und so sind wir dann wieder beim Thema Bildung.

Dazu kommt, dass sehr viele der Demonstranten, die gegen die Einschränkung der Grundrechte marschieren, aus dem politisch rechten Spektrum kommen. Das finde ich wiederum total skurril, denn diese Personen werfen der Regierung eine Diktatur vor, wobei sie in Wirklichkeit ja am liebsten wieder eine rechte Diktatur einführen würden. Und das Allerbeste ist, dass sie durch eine Demo eines der wichtigsten Grundrechte benutzen, die wir haben, nämlich der freien Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit.

Wenn also Corona ein riesig großer gesellschaftlicher Intelligenztest wäre, sorry, dann muss ich mir die Frage stellen, ob unser Bildungssystem total versagt hat? Oder vielleicht bewirken die sogenannten Urängste beim modernen Homo sapiens doch wieder eine gewisse Rückentwicklung. Ich weiß es nicht.

Das zeigt sich übrigens bei uns in Bayern auch sehr schön. Die Biergärten haben wieder offen, aber unsere Schulen noch nicht. So ist es bei uns. Erst das Bier, dann die Bildung.
Damit freue ich mich persönlich wieder auf meinen ersten Schultag nach der Schulschließung, was dann hoffentlich in meiner Schule stattfinden wird und nicht in einem Biergarten. Aber wer weiß das schon bei uns in Bayern. Gott sei Dank gibt es keinen kollektiven Intelligenztest!

Junior-Bloggerin Livia (Website) aus München ist trotz ihrer jungen Jahre bereits eine alte Häsin hier. Als Erste Kolumnisten ist sie bereits seit September 2015 hier aktiv und schreibt monatlich über gesellschaftliche Dinge aus der Sicht einer modernen Jugendlichen.

20 Kommentare

  1. Markus says

    Du hast vergessen zu erwähnen, dass auch Linke, Große, Dunkelhäutige, Frauen, Behinderte und noch viele andere Gruppenzugehörige an diesen Demos teilgenommen haben. Der Bildungsauftrag scheint bei dir zu wirken! Bitte bleib für immer zuhause, denn wenn die Maßnahmen alle aufgehoben sind, besteht noch immer die Gefahr, dass du jemanden ansteckst und deswegen ein Mensch früher stirbt. Was wirst du tun?

    • Maik says

      Stell dir vor: Tatsächlich SOLLEN ja alle noch immer möglichst viel zuhause bleiben und Kontakte meiden, eben bis es ein Gegenmittel gibt. Scheinen viele dieser Tage zu vergessen… :/

    • Livia says

      Vielleicht geht es nicht um „vergessen“, sondern um einfach nicht „wissen“! Wie ich ja schon geschrieben habe….

    • Markus says

      Aber du weißt, dass sehr viele der Demonstranten, die gegen die Einschränkung der Grundrechte marschieren, aus dem politisch rechten Spektrum kommen und hast vergessen, dass diese Aussage einfach nur populistisch ist?

    • Markus says

      Stell dir, es wird das Gegenmittel gefunden, alle dürfen wieder Kontakte pflegen und viele der #stayathome-Befürworter haben vergessen, dass sie durch ihre Kontaktpflege weiterhin für den früheren Tod eines Menschen verantwortlich sein können, da das Gegenmittel nur gegen diesen einen Virus hilft? :-(

    • Maik says

      Da wären wir beim Thema Sensibilisierung, die gerade stattfindet. Hoffentlich wird es Mund-Nasen-Schutze dann auch mal in der Grippesaison zu sehen geben.

    • Markus says

      Leider erscheinen mir die bisherigen Maßnahmen in der Summe unverhältnismäßig und als reiner Aktionismus. Es sollte in einer offenen Fachrunde geklärt werden, was verhältnismäßig ist. Wir können alle Menschen vor dem früheren Tod durch übertragen über direktem oder indirektem Weg schützen indem wir das Zuhause nicht verlassen, doch will das jeder, empfindet das jeder als verhältnismäßig? Ich denke nicht und so kalkulieren alle abgeschwächten Maßnahmen darunter den früheren Tod von Menschen ein, absolut üblich. Sind diese Menschen weniger wert? Nein – wir können nicht alle zu einem maximalen Alter verhelfen. Es gibt aber viel einfachere Methoden die viel effektiver sind: Meine Nummer 1: Bildung!

    • Maik says

      Verstehe dich nicht. Zum einen wurden doch etliche Fachrunden und Expertisen eingeholt, zum anderen braucht man doch nur in etliche andere Länder zu schauen, um zu sehen, was lockerere Verhältnisse anrichten können. Sollte in einer solchen Situation nicht gerade aufgrund des möglichen Todes von Menschen eher die Devise „zu vorsichtig“ denn „möglicherweise zu lasch“ gelten? Und du sagst ja auch, dass nicht alle zuhause bleiben können/wollen, gerade deshalb gibt es doch weitere Maßnahmen, wie den Einsatz von Masken und das Einhalten von Abständen. Dass Bildung auf lange Sicht enorm wichtig ist, sieht man ja auch in der Diskussion um die Maßnahmen und alles drumherum, aber das ist ja kein Thema, was man innerhalb einiger Wochen oder Monate beheben kann, aktuell gibt es deutlich akutere Probleme, die bislang größtenteils gut angegangen worden sind. Verstehe daher nicht, weshalb du hier von „Aktionismus“ schreibst, das geht dann auch schon wieder in Richtung Populismus…

    • Markus says

      Die von dir erwähnten etlichen Fachrunden würde ich gerne mal sehen. Ich sprach von offenen Fachrunden. In andere Länder zu schauen ist nicht sonderlich hilfreich. Es ist wie mit den Statistiken. Ich kann dir gerne ein paar Zahlen aus anderen Ländern zeigen wo man ersehen kann, dass weniger Maßnahmen mehr geholfen haben. Schade, dass du auf mein Thema Verhältnismäßigkeit nicht eingehst.

  2. Anonymous says
  3. Markus says
    • Maik says

      Wow, Klischee-Kommentar… Dein erster Kommentar war einfach nur im Spam gelandet, habe ihn mal rausgefischt. :)

    • Markus says

      Klär mich mal bitte auf, wie kann ich vermeiden, dass ein Kommentar im Spam landet, oder bekommst du keinen Hinweis, warum diese Nachricht dort gelandet ist?

    • Maik says

      Das übernimmt größtenteils ein Plugin für mich, da landen leider immer mal in beide Richtungen Kommentare entweder im Spam oder eben nicht, die eigentlich andersherum behandelt hätten werden müssen. :/ Das kann an bestimmten Wörtern, der IP oder sonstigen „Background-Checks“ liegen, die da mechanisch zu dieser Vorauswahl führen. Ich schaue alle paar Tage mal rein und schalte sie wieder entsprechend frei, sollte also erstmal nichts verloren gehen (hoffe ich zumindest).

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  8. T.H. says

    Leider merkt man beim lesen schnell das bei dieser polemisch geschriebene Kolumne schnell, daß hier keine eigene Recherche zur Meinungsbildung betrieben wurde. Inhaltlich sind nur die von den Medien vorgegebenen in-formationen aufgenommen und wiedergegeben. Schade, wobei man diesbezüglich den neuen Generationen keinen Vorwurf machen kann.

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