Gedanken einer 17-Jährigen: Die Europawahl 2019 aus der Sicht von uns Jugendlichen gedanken-einer-15-jaehrigen-livia-2017

Wie sehen wir Jugendliche die Wahl in Zeiten von europaweiten Demos für einen neue Klimapolitik sowie für ein freies Netz oder dem Brexit-Chaos?

Zig tausende Jugendliche, die sich seit vielen Monaten in ganz Europa laut auf den Straßen politisch positionieren und sich für eine nachhaltigere Klimapolitik oder sich gegen den Upload-Filter einsetzen, dürfen bei dieser Europawahl keine Stimme abgeben, weil bei uns bekanntlich das Wahlrecht erst ab 18 Jahren ist. Und da meine Generation bei dieser Wahl keine eigene Stimme abgeben darf, müssen wir mit dem Ergebnis leben. Deshalb steht die Europawahl am 26. Mai 2019 bei uns Jugendlichen besonders im Fokus, da eine Wahl noch nie so wegweisend war wie dieses Mal.

Was bedeutet die Europäische Union für mich?

Für mich bedeutet Europa vor allem Solidarität. Weil ich glaube, dass wir die großen und teils dramatischen Probleme in Europa nur gemeinsam lösen können. Solidarität mag ein altes Wort sein, aber es ist doch aktueller denn je. Nur die Solidarität jedes einzelnen Landes gegenüber der 28 Mitgliedsstaaten garantiert, dass die Ziele der EU auch erreicht werden können. Und je mehr diese Gemeinschaft bröckelt, um so schwieriger wird es doch, die wichtigen Ziele für unsere Zukunft zu lösen.

Die größte Herausforderung wird auf jeden Fall die Reduzierung des CO2-Ausstoßes sein. Dazu brauchen wir aber eine völlig neue Klimapolitik in Europa. Dann müssen zeitnah Lösungen gefunden werden, das Plastikmüll-Problem in den Griff zu bekommen. Auch hier wird es nur funktionieren, wenn eine völlig neue Richtung in der Umweltpolitik eingeschlagen wird. Ein freies Internet ohne Upload-Filter ist für genauso viele Jugendliche ein wichtiges Thema, weil die Einschränkung zur freien Meinungsäußerung dadurch viel zu gefährdet und der Lobbyismus so nur gefördert wird.

Dann haben wir noch den Brexit in Großbritannien oder besser gesagt der politische Umgang mit dem Brexit. Es gibt so viele Probleme, die zu lösen sind, und gerade jetzt ist Europa so wacklig wie noch nie. Nun ist der Brexit aber wieder auf den 31. Oktober 2019 verschoben worden. Wie es nun tatsächlich weiter geht, steht noch in den Sternen. Für mich persönlich ist es absolut unverständlich was die britische Regierung in den letzten Jahren dazu veranstaltet hat, denn als großer Gewinner werden die Briten so oder so mit Sicherheit nicht mehr aus der Sache kommen. Das Problem dabei ist, dass auch in England gewählt wird und hier vor allem die Euro-kritischen Parteien die großen Gewinner werden könnten. Den Sinn hinter all diesen Entscheidungen der letzten Wochen und Monate verstehe ich nicht wirklich.

Was erwarte ich deshalb mittelfristig von der europäischen Politik und welche Hoffnungen bzw. Befürchtungen habe ich dabei?

Die nächsten ein, zwei Jahre werden entscheidend sein. Die politischen Entscheidungen, die in diesem Zeitraum in Europa getroffen werden, können und werden die Zukunft positiv aber genau so auch negativ bestimmen und zwar mit unumkehrbaren Folgen. Wie gesagt, Solidarität ist für mich das Wichtigste. Solidarität für unsere Zukunft. Ich glaube, das wird aber nur funktionieren, wenn konservative Parteien und besonders der rechte Anteil davon, nicht die politische Mehrheit bekommt. Was die vielen konservativen Kräfte in Europa bereits jetzt schon bewirkt haben, ist nicht nur ein gespaltenes Europa, sondern fördert auch den ohnehin schon wachsende Antisemitismus in Europa. Und das ist etwas Inakzeptables für mich.

Meine Hoffnung ist trotzdem, dass die Vernunft siegen und ein starkes Europa die dringenden Probleme lösen wird. Und ab den nächsten Wahlen habe ich, wie auch viele andere aus meiner Generation, die Möglichkeit, ein Kreuzchen an der Stelle des Wahlzettels abzugeben, an der wir denken, dass es das Beste für unsere Zukunft sein wird.

Abschließen würde ich gerne mit einem Song von Falco. Vor Kurzem war ich im Falco-Musical und die Zugabe war sein Song „Europa“. Es war ein absolut emotionaler Höhepunkt, eine Hymne auf Europa und ich finde, was Falco dazu zu sagen hat, ist nicht nur aktueller denn je, sondern sollte man sich einfach anhören und zwar verdammt laut und bevor man das Kreuzchen macht.

Junior-Bloggerin Livia (Website) aus München ist trotz ihrer jungen Jahre bereits eine alte Häsin hier. Als Erste Kolumnisten ist sie bereits seit September 2015 hier aktiv und schreibt monatlich über gesellschaftliche Dinge aus der Sicht einer modernen Jugendlichen.

3 Kommentare

  1. Wahrscheinlich werden diese Wünsche und Gedanken von den meisten Leuten geteilt. Mir kommt allerdings bei all diesen berechtigten Sorgen ein Aspekt (nicht nur hier) zu kurz:

    Was erreichen wir, wenn wirklich alle klimaschädlichen Gegenmaßnahmen innerhalb einer so kurzen Zeitspanne umgesetzt würden?

    Wie viele Unternehmen gehen pleite und wie viele Menschen verlieren damit ihre Existenzgrundlagen? Welche sozialen Verwerfungen würden mit dem Schlagwort der Solidarität so weit begrenzt werden können, dass sie nicht zu dem führen, was wir heute schon im Ansatz bei den Gelbwesten-Protesten in Frankreich erkennen?

    • Livia says

      Na ja, ich würde nicht einfach sagen, Klimaschutz ist ein Jobkiller. Klimaschutz bringt auch neue Chancen aber gerade diese Frage muss nicht von Jugendlichen beantwortet werden, sondern von den Politikern. Sie haben es ja auch verkackt. Ich wünschte auch es wäre anders. ;)

  2. Pingback: Junge Wähler – Die neue (Ohn)Macht – Livia Josephine Magazin

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