Neue Kolumne von Junior-Bloggerin Livia

Gedanken einer 15-Jährigen: Ich bin Generation Smartphone

Gedanken einer 15-Jährigen: Ich bin Generation Smartphone gedanken-einer-15-jaehrigen-livia-2017

Für mich ist ein Smartphone was ganz Normales. Es gehört für meine Generation zum normalen Tagesablauf, genau wie die Schule oder der Sport in der Freizeit. Ich weiß, dass viele Menschen der älteren Generation das nicht wirklich nachvollziehen können. Oder auch, dass viele Eltern es lieber sehen, wenn ihre Kinder so aufwachsen, wie sie es selber erlebt haben. Also mit draußen Fußball spielen und das auch selbst bei schlechtestem Wetter oder den ganzen Sommer an einem Baumhaus bauen oder einfach nur an malerischen Wiesen und Getreidefeldern stundenlang mit dem Fahrrad fahren und ewig daran zurückdenken, weil es so ein großes Abenteuer war.

Ich kann mir vorstellen, dass es damals für Kinder und Jugendliche echt toll war. Aber da gab es halt auch noch nicht die Technik von heute.

Das Leben eines Jugendlichen sieht heute ein bisschen anders aus. Nun ein Smartphone ist für mich vieles. Außer zu telefonieren benutze ich es um Nachrichten zu senden, Musik zu hören und als Fernsehersatz. Also vor dem Fernseher saß ich schon länger nicht mehr, warum auch? Wenn ich etwas sehen will, dann schaue ich es mir über das Smartphone oder über den Laptop an. Viele in meinem Alter sehen sich gerne YouTube-Clips von angesagten YouTubern an oder streamen einfach einen Film über Amazon oder einer andere Plattform. Auch CDs sind für uns jetzt nicht unbekannt, aber wurden schon seit einiger Zeit durch die Spotify-App abgelöst. Wir Jugendliche streamen unsere Musik. Da gibt es sogar schon voreingestellte Playlists. Jeder, der jetzt dabei denkt, dass man da nur die Charts rauf und runter hören kann, der hat sich da aber getäuscht. Seit Spotify kenne ich Songs von Nancy Sinatra bis zur Spider Murphy Gang, denn auf den ganzen verschiedenen Playlists gibt es alles zu hören, was es an Musik gibt. Das wäre anders so nicht möglich gewesen und das ist doch nichts Schlechtes? Ich muss jetzt nicht mehr vor dem Fernseher sitzen oder vor dem Radio, um ewig zu warten, bis etwas kommt, was mir gefällt.

Auch Nachrichten aus den verschiedensten Gebieten sind für uns ganz leicht zum Ansehen und das wird auch sehr viel genutzt. Auf YouTube gibt es einige Channels, die sich mit Politik beschäftigen und über Snapchat kann man sich auch ganz leicht und schnell über die aktuellsten Nachrichten informieren. Viele Jugendliche wollen und suchen Informationen und das ist eben auch so möglich für meine Generation.

Klar, gibt es auch Jugendliche, die den ganzen Tag vor dem Handy sitzen und sich ein Spiel nach dem anderen reinpfeifen. Aber das sind ja nur einige und nicht die Masse. Menschen, die sich gerne viel ablenken, gibt es doch in jeder Generation. Das hat meiner Meinung nichts damit zu tun, ob ich als Jugendlicher im Heu gespielt habe oder auch nicht. Im Gegenteil, wir Jugendliche lernen viel früher wie man mit den modernen Medien umgeht und wie man sich dabei am besten schützt. Mir wurde früh beigebracht, dass ich erst nach links und dann nach rechts schauen muss, wenn ich über die Straße will. Genauso wurde ich auch früh über die Gefahren des Internets aufgeklärt, was eben ganz normal sein sollte.

Es ist ja nicht so, dass jeder aus der Generation Smartphone nur an das Handy denkt. Ich gehe zum Sport, treffe mich mit Freunden oder andere Freizeitaktivitäten, wie es mit Sicherheit in der früheren Zeit auch schon war. Nur, dass wir uns wesentlich mehr Zeit sparen. Denn, wenn wir uns treffen wollen, organisieren wir es einfach schnell über eine WhatsApp-Gruppe. Ich kann nur sagen, dass unsere Smartphone-Generation dadurch weder vereinsamt, noch von der großen weiten Welt nichts mitbekommt. Im Gegenteil: Wir sind in unserer Generation wesentlich aufgeklärter und machen uns auch viel mehr Gedanken über unsere Zukunft. Denn ohne dieser digitalen Möglichkeit würde ich mich nie so für Politik interessieren und darüber auf meinem Blog schreiben, wie ich es eben mache.

Wenn sich jetzt noch die Schulen dazu mehr öffnen würden, dann wäre es natürlich perfekt, aber ich glaube das ist ein anderes Thema. Für uns Schüler ist es nämlich Standard und auch ganz normal, dass einfach mal auf die Schnelle eine Powerpoint-Präsentation gemacht werden muss. Und mit Powerpoint zu arbeiten finde ich eine der effektivsten Lernmethoden und das schon seit der 5.Klasse. Und viele mögen es kaum glauben, aber in den Schulpausen wird immer noch viel geredet und man hat auch ohne dem Smartphone was zu lachen oder zu diskutieren.

Das alles wollte ich nur mal los werden. Weil ich schon sehe, dass das Thema einfach anders in der Welt der Erwachsenen gesehen wird, als es wirklich ist. Denn das Leben in unserer Smartphone-Generation ist nicht vergleichbar mit der früheren Generation und mit Sicherheit ist es nicht schlechter geworden und das ist mir wichtig zu sagen.

Junior-Bloggerin Livia (Website) aus München ist trotz ihrer jungen Jahre bereits eine alte Häsin hier. Als Erste Kolumnisten ist sie bereits seit September 2015 hier aktiv und schreibt monatlich über gesellschaftliche Dinge aus der Sicht einer modernen Jugendlichen.

9 Kommentare

  1. Anton says

    Liebe Livia,

    wenn ich deine Gedanken hier lese, dann muss ich dir in vielem Recht geben. Du schreibst sehr schön, und das was du schreibst, denken sich auch viele andere Jugendliche. Allerdings habe ich zu diesem Thema auch in Teilen eine etwas andere Meinung und möchte diese in Bezug auf deinen Text gerne mitteilen.

    Gerade zwei Passagen streichen mir besonders ins Auge, die ich einfach mal aufgreifen möchte. Einerseits schreibst du, dass Beschäftigungen wie zum Beispiel „draußen Fußball spielen und das auch selbst bei schlechtestem Wetter oder den ganzen Sommer an einem Baumhaus bauen oder einfach nur an malerischen Wiesen und Getreidefeldern stundenlang mit dem Fahrrad fahren“ scheinbar nichts mehr für die heutige Jugend sind. Dabei fördern gerade solche Aktionen die Bildung einer stabilen und ausgeglichenen Persönlichkeit. Die Hektik, die über Smartphones usw. auf uns hereinbricht, führt er zum Gegenteil. Natürlich kann man sich „besser organisieren“, aber früher hat man auch immer Wege gefunden, und war dabei wesentlich kreativer. Gerade das nicht erreichbar sein, und dabei auch nicht mal ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, vermissen heute viele. Alles, was du an Themen in Bezug auf dein Smartphone aufhörst, sind passive Tätigkeiten. Alles was du als quasi altbacken abtust, sind aktive Tätigkeiten, die sowohl Persönlichkeit als auch Gesundheit fördern. Natürlich schreibst du, dass sich Jugendliche heute ebenfalls sportlich betätigen. das finde ich gut. schlecht wiederum ist, dass viele süchtig nach ihrem Smartphone sind und eher soziale Kontakte verlieren als gewinnen. früher war es klar, wie ein echter Freund ist (und mehr als zwei oder drei davon hatte man in der Regel nicht), heute ist es oft nicht mehr so klar.
    Außerdem müssen Eltern und die Jugendlichen später selbst sehr viel arbeiten, um Smartphones und angebotene Dienste finanzieren zu können. Stattdessen in der Zeit, die man sich dafür sparen könnte, stressfrei Rad zu fahren, finde ich eine angenehme Vorstellung.

    Die andere Stelle, die ich kommentieren möchte, ist: „Wir sind in unserer Generation wesentlich aufgeklärter und machen uns auch viel mehr Gedanken über unsere Zukunft. Denn ohne dieser digitalen Möglichkeit würde ich mich nie so für Politik interessieren und darüber auf meinem Blog schreiben, wie ich es eben mache.“
    Ich kann leider nicht erkennen, dass Jugendliche heutzutage „aufgeklärter“ sind. Sie konzentrieren sich aber tatsächlich auf andere Themen als früher. Das war aber auch schon immer so, auch die Generation nach den heutigen Jugendlichen wird von sich behaupten, dass sie viel weiter wäre, als die vorige Generation. Das ist auch gut so, weil man nur durch Veränderungen weiterkommt. Aber wenn man älter wird, erkennt man, dass vieles, was man als Jugendlicher gedacht hat, doch nicht ganz so stimmt. Das bringt die Lebenserfahrung mit sich. Das Wissen aber nur die älteren, die bereits beides erlebt haben (jung sein und alt sein).

    Im Übrigen nutzen auch diejenigen, die sich nicht mehr zu den Jugendlichen zählen dürfen, die neuen Medien genauso. Und diese Medien werden auch nicht durch die Jugendlichen, sondern durch die ältere Generation gesteuert. Demzufolge lassen sich die Jugendlichen heute viel mehr von den älteren beeinflussen, als sie eigentlich glauben. Zudem legen insbesondere Jugendliche ihr ganzes Persönlichkeitsprofil über die neue Technik offen, meist ohne, dass sie es selbst wissen. Damit machen Sie sich abhängig von Firmen und Organisationen, die mit ihnen Geld verdienen wollen oder Schlimmeres. Fast jeder Jugendliche ist heute erpressbar (genauso aber sehr viele Erwachsene). Die Technik wirklich verstehen und welche Auswirkungen das ganze längerfristig haben kann und wird, fällt vor allem Jugendlichen, aber auch den meisten Erwachsenen sehr schwer.
    Im Übrigen hatten viele Eltern von heute jugendlichen bereits in ihrer Jugend Zugang zum Internet und hatten als junge Erwachsene ein Handy. Sie konnten aber noch beides: Mit und ohne Handy überleben (entschuldige die Ironie).
    Echte Freiheit sieht jedenfalls anders aus. Das wissen vor allem viele heute Erwachsene, die zum Teil auch als Jugendliche für ihre Rechte gekämpft haben (insb. z.B. in der DDR). Früher ist man auch gegen die Volkszählung gewesen. Das war im Grunde eine ganz richtige und gesunde Einstellung zum Datenschutz, auch wenn der Nutzen einer Volkszählung unumstritten ist. Heute lässt sich jeder freiwillig ausspionieren und gibt alles Preis, und niemand weiß, wem die Informationen irgendwann mal in die Hände fallen. Bei allem unumstrittenen Nutzen, den die neue Technik mit sich bringt, sind die Gefahren absolut unüberschaubar. Und gerade den Jugendlichen ist das nicht klar. Ein typisches Beispiel wäre z.B. auch die Atomkraft. Bringt viel Nutzen, aber die tatsächlichen (nicht nur theoretischen) Gefahren konnte keiner wirklich abschätzen, und kann es auch heute noch nicht, wenn man mal ein paar Jahrzehnte, oder auch ein paar tausend Jahre in die Zukunft blickt.
    Gerade bei den Themen soziale Gerechtigkeit und Gerechtigkeit im allgemeinen sowie dem Streben nach einem friedlichen Zusammenleben und Umweltschutz sowie der Idee, die Welt für zukünftige Generationen zu erhalten, sehe ich die heutige Jugend als sehr positiv. Um auf diesen Gebieten aber etwas erreichen zu können, sollte man nach Möglichkeit nicht erpressbar sein. Wenn man selbst Kinder hat, möchte man für diese nur das Beste. Wenn Eltern ihren Kindern sagen, dass sie nicht nur an ihr Smartphone denken sollen, dann hat das meist auch einen sinnvollen Grund. Auch wenn Eltern nicht immer genau wissen, was für ihre Kinder wirklich das Beste ist – darüber nachzudenken lohnt sich für Jugendliche allemal (und das tun die meisten Jugendlichen zum Glück auch).

    Dein Ansinnen, den Erwachsenen die Welt der Jugendlichen näherzubringen und darzulegen, dass auch die Jugend ihre Zeit sinnvoll nutzt, kann ich nur unterstützen. Es ist auch meine Auffassung, dass die Jugend heute mindestens genauso gut ist wie früher – genauso, wie auch immer viele die Ältere über die Jüngeren geschimpft haben.
    Ich mache mir keine Sorgen, dass die heutige Jugend ihren Weg gehen wird und auch vieles besser machen werden als die vorherigen Generationen. Ebenso wird sie aber auch neue Fehler machen und muss erst erwachsen werden, um wirklich zu verstehen.

  2. Danke für den tollen Kommentar. Genau deswegen schreibe ich auch, damit man auch mal darüber Diskutieren kann. Es wäre schön, wenn alle Kommentare dieses Niveau hätten. Natürlich weiß ich, dass es Jugendliche gibt, die es mit dem Smartphone übertreiben. Wenn alle solche Kommentare schreiben würdeN, dann hätten wir eine perfekte Blogger-Welt :)

  3. Pingback: Lesenswerte Links – Kalenderwoche 43 in 2017 - Ein Ostwestfale im Rheinland

  4. Hallo Livia,
    ich habe gerade darüber nachgedacht – ich hatte noch nie ein Smartphone, bin 56 Jahre alt. Ich kann ohne weiteres darauf verzichten, dagegen kann ich mir ein Leben ohne Internet nur noch schwer vorstellen. Bei jedem Wetter draußen spielen? Ich war in den 70er Jahren eher ein Stubenhocker, habe viel gelesen. Bin aber auch Rollschuh gefahren, Räuber und Gendarm mit anderen gespielt, Versteck-Spiel (einer zählt bis 10 und sucht dann). Bei den heutigen technischen Fortschritten sollten auch die älteren aufgeschlossen gegenüber den für sie ungewohnten Freizeitgewohnheiten der jungen Leute sein. Ich weiß aus meinen frühen Jahren, dass ich mich oft gelangweilt habe und mir die Zeit wie eine endlose Wüste vorkam. Heute gibt es mehr Kommunikationsmöglichkeiten und Freizeitgestaltungen als früher – zum Glück!

  5. Markus says

    Dein Artikel gefällt mir seh gut. Ich bin auch schon etwas älter und sehe an meinen Kindern wie viel Zeit sie doch am Handy verbringen. Spannend und „Augenöffnet“ war es dann zu sehen wie viel Zeit es wirklich ist. Mithilfe der App „Appylyser“ (https://goo.gl/SqEn4j) konnten wir das rausfinden. Aus eigener Erfahrung kann ich diese App sehr empfehlen, da sie hilft das Handynutzungsverhalten besser zu überwachen und zu steuern.
    Alles Gute weiterhin :)

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  9. Jan Mion says

    Das Problem kommt nicht davon, wenn man das Handy nutzt als Unterstützung oder Zusatz im Leben, sondern wenn es als Ersatz dafür gebraucht wird. Immer mehr Jugendliche wissen kaum wer sie sind ausserhalb von Social Media. Klar liegt das auch oft an den Eltern, aber die Entwicklung geht auch Jahre nach diesem Artikel nicht in eine gute Richtung. Wahrscheinlich werden dann die Kinder der Generation Smartphone einen gesunden Umgang damit lernen.

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