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Achtung, liebe Jugendliche, jetzt kommt eine kurze Geschichtsstunde eines End-Zwanzigers: Es war das Jahr 2004, wir waren gerade mit der Schule fertig oder standen kurz davor, die Wehrpflicht war noch nicht abgeschafft und deshalb verbrachten die meisten von uns noch mal ein paar Monate in einer seltsamen Welt zwischen Abiprüfungen und dem Leben, das danach kommt. Wir waren quasi frei und voller Tatendrang. Und auch wenn wir in unseren Wehrdienst-Ersatz-Jobs vergleichsweise schlecht bezahlt wurden, so hatten wir doch zum ersten Mal überhaupt eine Art geregeltes Einkommen. Also gingen wir los und gaben das mehr oder weniger schwer erarbeitete Geld jeden Samstag gleich wieder in einer Indie-Disko unserer Wahl ab.
Damals begegneten wir dort u.a. jungen britischen Herren, die unter dem Namen Franz Ferdinand zackige Gitarrenmusik machten (Begriffe wie „zackig“ benutzen wir aber nur rückblickend). Das war großartig, weil in den Jahren zuvor vor allem Bands wie Papa Roach und Konsorten als Inbegriff von Gitarrenmusik galten (ja, gruselig, ich weiß). Jetzt aber tanzten wir plötzlich zu Hits wie „Take Me Out“, kurz darauf kamen dann sogar noch Bloc Party, Maxïmo Park und und und hinzu, die die Renaissance des Britpop endgültig einläuteten. Wir dachten, das würde ewig so weitergehen.
Heute allerdings, fast zehn Jahre später, ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Die oben aufgezählten Bands gibt es zwar alle noch, aber, wie sagt man so schön, „der große Hype ist vorbei“. Doch während manch anderer Vertreter dieser goldenen Generation sich musikalisch immerhin irgendwie entwickelt hat, sind Franz Ferdinand offenbar in einer ganz fiesen Zeitschleife gefangen. Das neue Album „Right Thoughts, Right Words, Right Action“ klingt, als wäre seit 2004 Nichts passiert. Dabei ist die Schule mittlerweile nicht mehr als eine vage Erinnerung, die Ausbeutung junger Menschen findet derweil in Praktika ihre Fortsetzung und die Indie-Diskos von einst gibt es entweder nicht mehr oder sie spielen mittlerweile alle möglichen Spielarten von Elektromusik, in die hin und wieder ein Hit von damals reingemischt wird.
Urteil:
„Right Thoughts, Right Words, Right Action“ ist so gesehen der Soundtrack für alle, die zwar wissen, dass sie nicht mehr 19 sind, aber sich trotzdem noch mal so fühlen wollen. Nur: Genauso wie das Date mit einem Schwarm von damals heutzutage vielleicht noch ganz nett wäre, prickelt es auch mit Franz Ferdinand anno 2013 nicht mehr. Schade. You could have it so much better.
Tracklist:
1 | Right Action | 3:02 |
2 | Evil Eye | 2:47 |
3 | Love Illumination | 3:44 |
4 | Stand on the Horizon | 4:23 |
5 | Fresh Strawberries | 3:21 |
6 | Bullet | 2:43 |
7 | Treason! Animals. | 4:07 |
8 | The Universe Expanded | 4:34 |
9 | Brief Encounters | 3:09 |
10 | Goodbye Lovers & Friends | 3:15 |
Gesamtlaufzeit: | 35:04 |
Ich habe sie Freitag, seit längerem noch einmal live gesehen. Immernoch gut hörbar, aber so wie früher reißt es mich leider nicht mehr vom Hocker.
Mal abwarten wenn ich die Platte dann in Händen halte.
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