TITEL | Yesterday | START | 29.06.2019 | |
GENRE | Fantasy-Comedy | REGIE | Danny Boyle | |
CAST | Himesh Patel, Lily James, Kate McKinnon, Ed Sheeran, … | URTEIL | ||
KURZUM | Lauwarm mit verpassten Chancen |
(Disclaimer: Bei dieser Rezension zum Kinofilm „Yesterday“ (zuvor hier im Blog) handelt es sich um einen Gastbeitrag von Esmeralda Grooney*, der Text wurde NICHT von mir, Maik, verfasst. Ach ja, und: Spoiler, obviously.)
Gestern schienen all meine Probleme so weit weg zu sein. Dann ging ich abends ins Kino, und jetzt hängt eine dunkle Wolke über mir. Oh, yesterday came suddenly.
Yes, „Yesterday“ ist ein erneuter Versuch, mit großartiger, vergangener Musikkunst die Kinokasse richtig zum Scheppern zu bringen. Nachdem das Rezept bei Queen und Elton John funktionierte, gibt’s nun Nachschlag von den Beatles. Dabei geht es kaum um John Lennon, George Harrison, Paul McCartney oder Ringo Starr, als vielmehr um ihre Lieder – und dies auch nur als Begleiterscheinung.
Aber zur Geschichte: Jack Malik (gespielt vom großartigen Himesh Patel) ist ein scheitender Musiker. Mit seiner Managerin Ellie (Lily James) spielt er einen Mini-Gig nach dem anderen und ist herrlich frustriert. Er will endlich das Handtuch werfen, da gibt es einen globalen Stromausfall und er wirft sich unter einen Bus. Nach dem Stromausfall sind seine Vorderzähne, gleich wie die Erinnerung an die Beatles, verschwunden. Keiner, bis auf Jack, kann sich an sie erinnern, also die Beatles – nicht die Zähne. Da wittert der verwirrte Malik seine Chance. Es folgen kleine Gigs mit Songs wie „Let it be“ oder „Something“, Fernsehauftritte und dann steht plötzlich der Rotschopf Sheeran in seiner Küche. Es kommt, wie es mit einem Richard Curtis-Drehbuch (u.a. auch „Love Actually“ und „Notting Hill“) kommen muss, ein Märchen wird wahr und der introvertierte Jack Malik wird über Nacht zum Star.
Dabei wird mit herrlichem Zynismus und britischem Humor auf die Musik-Industrie geschaut. Die erste Hälfte des Filmes ist ganz amüsant, wobei ich mich einige Male fragte, was wohl in der zweiten Hälfte noch alles passieren wird, da bereits in der ersten Stunde gefühlt der ganze Plot geschah. Man hört die Musik der Beatles und erinnert sich, wie absolut genial diese Band doch war, wird etwas wehmütig und erfreut sich über die schauspielerische Leistung von Himesh Patel.
Nachdem ich in der Pause die Geschichte etwas verdaut habe, kommt danach noch der Rest. Irgendwie stressig, sehr stressig. Ich nerve mich gewaltig über diese Ellie, die pausenlos eine Träne verdrückt und nach Luft schnappt. Ich muss den Drang unterdrücken, die Leinwand anzuschreien mit „Reiss dich mal zusammen, Mädchen!“ und dabei verstehe ich gar nicht, was denn jetzt los ist. Es entwickelt sich eine seltsame Liebesgeschichte-Drama-Verwirrung, wobei man nicht so recht weiß, weshalb das so künstlich kompliziert verstrickt wird.
Und dann, dieser seltsame Schockmoment. In seiner Verwirrung und Verzweiflung sucht Malik Rat. Man könnte meinen, er wendet sich an seine Angebetete oder seinen Eltern – weit gefehlt. Am Ende der Welt steht ein Häuschen, in dem Häuschen lebt ein Mann mit einem Hund und eben dieser Mann macht dem Malik die Tür auf, als der klopft. Und der Zuschauer stellt entsetzt fest: Es ist John Winston Lennon. Also eigentlich ein Schauspieler mit Maske. Einige vermag das einen Stich in die Brust geben, zu sehen, wie der Künstler heute vermeintlich aussehen sollte. Ich empfand den Teil als unnötig störend und höchst überflüssig für den gesamten Plot.
Dann müssen wir leider noch über den Ed Sheeran sprechen. Ja, er ist ein toller Musiker und sein Erfolg spricht für sich. Aber dann spielt der Herr sich selbst, und ich kauf ihm das einfach nicht ab. Meine Begleitung war komplett irritiert, dass der Brite so unglaublich unsympathisch rüber kam. Das liegt daran, dass er ein ziemlich schlechter Schauspieler ist, selbst wenn die Rolle himself ist. Und dann noch dieser nerviger Sidekick Rocky (Joel Fry), der als chronischer Taugenichts den Jack als Roady durch seinen Musikalischen Durchbruch begleitet. Seine Rolle ist super vorhersehbar, wie Spike in „Notting Hill“, Peggy Fleming in „Runaway Bride“ oder Lilly Moscovitz in „The Princess Diaries“. Und dabei ist auch einfach keinen Platz für ihn, da eh schon viel zu viel passiert und ihn völlig obsolet macht. Jedoch stimmt einem die fiese, erfolgsgeile Managerin Deborah (Kate McKinnon) wieder etwas milde, denn sie ist so fies! So schön gemein, mit einer solch genialen Finesse, dass so ziemlich jeder Zuschauer seine Freude an ihr hat – was das wohl über uns Menschen sagt?
Fazit: Ja, der Film ist ganz schön lau, kurzweilig und erinnert mich an ein schlechtes Date mit einem sehr gut aussehenden Mann. Währenddessen ist man fasziniert und die Zeit vergeht wie im Flug. Man begreift erst im Nachhinein, das der Kerl nur über sich selbst (und Stuss) redete, schlechte Tischmanieren und auch noch seine Brieftasche „Zuhause vergessen“ hatte. Nichts desto trotz, die Geschichte ist mal etwas ganz anderes und Himesh Patel und die großartigen Beatles sind eine Wohltat für Augen und Ohren.
Esmeralda Grooney*, Daydreamer and Sleepwalker
* Name der Redaktion bekannt
Filmszenen-Bilder: Jonathan Prime/Universal Pictures
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