So langsam nahm ich an, dass die Hirngespinste hinsichtlich diverser Regeländerungen im Fußball lediglich so eine über Jahre hinweggefegte Fantasie darstellen. 2017 hatte ich bereits hier über groß gedachte Regel-Revolutionen geschrieben, Ende 2018 gab es gar 50 neue Regeln, die den Fußball bald verändern könnten. „Bald“ ist da genauso relativ, wie der Grad der Veränderung, schon klar. Aber jetzt scheint Bewegung in die Sache zu kommen, denn einige durchaus das Spiel verändernde Varianten sollen zeitnah getestet werden.
5 neue Regeln
Wie Fußballtransfers.com mit Bezug auf den niederländischen Rundfunksender NOS berichtet, sollen fünf größere Änderungen in absehbarer Zeit konkret getestet werden. Das wäre bei einem zweitägigen Treffen Anfang Februar zwischen Vertretern des niederländischen Fußballverbandes KNVB, der FIFA, der Nordamerikanischen Major League Soccer (MLS), des DFB, der FA (England) und des KBVB (Belgien) herausgekommen.
Hier die angedachten Änderungen im Überblick:
Einkicks statt Einwürfe
Es heißt ja auch „Fußball“, wieso darf dann mit den Händen eingeworfen werden? Beim Futsal wird auch bereits „eingekickt“, aber ich bezweifle noch etwas, dass das wirklich sinnvoll ist für den echten Großplatzfußball. Das mutet dann eben eher wie ein Freistoß an, so die Spieler denn alle Freiheiten beim „Kick“ besitzen. Denke, damit würde der bisherige Einwurf zu überpowert.
Zeitstrafen
Wie beim Eishockey und anderen Sportarten sollen Spieler für einen abgesteckten Zeitraum des Feldes verwiesen werden können. Das gefällt mir schon ganz gut, da gerade bei den ganzen Mecker-Rots nicht immer direkt ein kompletter Platzverweis her muss. Dennoch wissen viele Spieler sowas ja auch für sich auszunutzen und die Grenzen auszuloten. Bleibt fraglich, wie oft das zum Einsatz käme, nicht, dass es dann etliche Uhren gibt, die anzeigen müssen, wann aus dem 8 gegen 10 dann wieder irgendwann ein 11 gegen 11 werden soll.
Netto-Spielzeit
Das fand ich auch bei den letzten Regel-Veränderungs-Sammlungen schon interessant. Statt über die sehr abstrakte Nachspielzeit Spielverzögerungen auszugleichen, soll bei jeder Spielpause (Ball im Aus, Auswechslungen, Torjubel) die Uhr gestoppt werden. Könnte fairer sein, aber auch ein bisschen den Sport und das Spielgefühl kaputtmachen. Wäre aber vermutlich der einfachste Test und die Nettospielzeit soll ja zumeist extrem weit vom eigentlichen Satz „ein Spiel dauert 90 Minuten“ entfernt sein.
Eigenvorlage beim Freistoß
Klingt etwas seltsam, dass der Schütze sich beim indirekten Freistoß fortan selbst den Ball „vorlegen“ können soll, wäre aber vermutlich der kleinste Eingriff dieser Liste (und könnte zu sehr originellen Kuriositäten führen).
Unendliches Wechselkontingent
Aktuell dürfen Fußballtrainer im Laufe eines Spieles bis zu drei Mal auswechseln, vor einer Weile wurde im Rahmen von z.B. dem DFB-Pokal ja bereits auf eine vierte Wechsel-Option im Zuge einer Verlängerung zurückgegriffen. Grund dafür: Die immer mehr und phsyischer werdenden Spiele, die die Belastung der Spieler erhöht, sowie natürlich die taktischen Möglichkeiten für die Teams. Noch ist mir nicht ganz klar, was das „unendlich“ bedeuten soll, also, ob z.B. auch bereits ausgewechselte Spieler wieder eingewechselt werden können (das war auch mal in der Diskussion). Fraglich bleibt für mich noch, wie sehr da nicht auch der Spielfluss unterbrochen wird. Das geht halt nicht wie beim Basketball, dass mal eben „husch-husch“ elf Leute vom Platz gehen können. Eine Lockerung fände ich aber gut. Mit zum Beispiel fünf Wechseln pro Partie und optionalen Rückwechseln wäre doch auch ordentlich was gemacht.
Regionale Testphasen
Noch ist nicht klar, ob und wann diese Regeln dann auch bei Messi und Co. zum Einsatz kommen sollen. Zunächst sollen die fünf Änderungs-Varianten in den kommenden Jahren in den „im höchsten Jugendbereich in den Niederlanden“ getestet werden, ehe es (bei entsprechendem Erfolg) auf die Top-Amateurligen, die Pokalwettbewerbe und irgendwann dann auch auf die Eredivisie mit Ajax Amsterdam und weiteren Profi-Vereinen ausgeweitet werden soll.
Zeitstrafen sollen zudem in Deutschland eine kleine Prüfung erhalten. So hat der hessische Verband durchbringen können, dass auf Kreisebene nach der Gelben Karte zunächst eine Zeitstrafe ausgesprochen, erst danach gäbe es die gelb-rote Karte.
„Die FIFA sieht die Niederlande wirklich als Kreißsaal. Die neuen Regeln sind attraktiver, sportlicher und fairer.“ (Gijs de Jong, Generalsekretär der KNVB)
Ich bin gespannt, welchen Sammel-Beitrag zu angedachten Regeländerungen im Fußball ich dann wieder in ein, zwei Jahren hier zusammenschreiben kann. Immerhin scheint Bewegung reinzukommen und ich würde zu gerne mal ein Testspiel unter solchen Bedingungen zu sehen bekommen. Das fühlt sich dann sicherlich an, als habe man etliche Modifikatoren bei einem FIFA-Videospiel angestellt. Und in den letzten Jahren ist mit kleinen bis großen Änderungen, wie unter anderem dem Freistoß-Spray, Abläufen bei Ab- und Anstößen sowie vor allem natürlich dem Videoschiedsrichter ja auch bereits einiges konkret umgesetzt worden. Warten wir es ab!
Artikelbild: Homer Lopez.
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