Fußball ist auch so eine tolle Sache, weil der Sport verdammt emotional sein kann. Dass das nicht nur bei Fans sondern auch bei Spieler:innen der Fall ist, ist ja eigentlich eine gute Sache, zeigt es doch, dass selbst den Millionaros nicht alles egal ist. Aber das kann halt auch über das Ziel hinaus schießen. Ach was – das schießt über das Ziel hinaus. Woche für Woche. Dabei wird nicht nur Fairplay im Sinne des eigenen Egoismus (und letztlich auch monetär versifften Business) mit Stollenschuhen getreten, sondern auch regelmäßig würdelos mit Schiedsrichter:innen „gesprochen“ (milde ausgedrückt).
Zeit Online fasst die Missstände des Fußballes zusammen, was die emotionalen Ausraster von Spielenden, Trainierenden und Sonstigen anbelangt, die auf und um den Fußballplatz allgegenwärtige Schiedsrichter-Manipulation betreiben. Dabei wird ein Berliner Amateurteam begleitet, das sich eine klare Aufgabe gestellt hat: Eine halbe Saison ohne jegliches Lamentieren oder Meckern. Lieber auf den Fußball konzentrieren. Kann das klappen? Und selbst wenn: Zieht das Nachteile mit sich, weil die emotionale Einflussnahme der gegnerischen Teams nun konkurrenzlos gelingt, oder ergeben sich gar Vorteile, weil die Schiedsrichter dem fairen Team wohlgesonnener gegenüber eingestellt sind (wenn auch nur unterschwellig)? Seht selbst.
„Wenn ein Schiedsrichter einen Fehler macht, muss man ihn anschreien – oder? Wir haben eine Fußballmannschaft gebeten, es ein halbes Jahr lang ohne Meckern zu probieren.“
Puh, der Trainer, ey. Für einige O-Töne dieser Doku natürlich Gold wert, für das Team und den Sport als solchen absolutes Gift. Zeigt aber eben auch, was alles verkehrt läuft und wie schwer es ist, diese antrainierte Einstellung auf Sicht loszuwerden. Letztlich hat man sich das ja irgendwo selbst eingebrockt. Zaghafte Versuche, dem gegen zu steuern, sind bislang ja stets gescheitert. Dann gibt es halt zwei Spieltage mal deutlich mehr Verwarnungen, ehe sich wieder das übliche Prozedere einschleicht, weil sonst „nicht alle gleich behandelt“ werden würden. Einfach mal härter durchgreifen! Von mir aus auch mit einem vorab kommunizierten Stufenplan. Nächste Saison gibt es bei Anschreien Gelb. Danach, sobald überhaupt jemand abseits des Kapitäns / der Kapitänin beim Schiedsrichter lamentiert. Vielleicht kann man das auch direkt mit der Einführung von Zeitstrafen kombinieren. Mehr Fairplay hätte neben der vorbildlichen Funktion für die Jugend (und Gesellschaft) auch nebenbei den Vorteil, dass wir mehr vom eigentlichen Sport zu sehen zu bekommen, statt wertvolle Minuten für Rudelbildungen und Diskussionen zu verlieren. Die sollten zwar auch eigentlich nachgespielt werden, aber damit wären wir mal wieder bei einem dieser scheiternden Experimente…
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