Wenn wir etwas oder jemanden sehen, haben wir direkt ein gewisses Bild, das über das eigentlich objektiv zu Sehende hinaus geht. Das ist normal und eigentlich auch gut bzw. smart gemacht, evolutionsbedingt hat man uns nämlich ein paar gedankliche Abkürzungen geschenkt. So gleicht unser Prozessor, das Gehirn, stets alle Sinneseindrücke mit bereits Erlebtem ab und lässt Schemata ablaufen, die vieles erleichtern und vereinfachen. So kann man sich auf andere Dinge konzentrieren, als darauf, wie man nochmal eine Socke anzieht, ob die Ampel nun „Stehen“ oder „Gehen“ sagt oder was auch immer. Das läuft mehr oder weniger automatisch ab.
Was bei vielen Dingen im Leben gut funktioniert, ist bei vor allem einem anders: Menschen. Die sind so komplex und vielfältig, dass die Kopf-gegebene Erst-Assoziation nicht immer stimmen muss. Im Gegenteil, größtenteils dürfte die sogar verkehrt liegen, zumindest zu bestimmten Teilen. Das bekommt man aber eben so gut wie nie mit und eine größtenteils korrekte „Vermutung“ ist ja immer noch besser als nichts, oder? Naja, nicht immer. Denn es gibt harmlose Klischee-Assoziationen, es gibt Vorurteile und es gibt denunzierendes Gedankengut. Das geht aber oftmals auch über den ersten unterschwelligen Moment hinaus, tritt er doch aus dem Passiven ins Aktive über.
Braden Summers liefert mit „FRAME OF MIND: Elevate“ ein ganz besonderes Stück Kurzfilm ab, das eher eine inszenierte Gesellschaftsstudie ist. Eine Fahrstuhlfahrt mit vielen unterschiedlichen Charakteren und noch mehr Blicken. Doch wenn man sich als Zuschauer fragt, was die Figuren im wortlosen Video wohl übereinander denken mögen, sollte man sich auch selbst „untersuchen“. Was hat man selbst über das Auftreten der Charaktere gedacht? Und was sagt die Vorstellung dessen, was die Figuren wohl denken mögen, über einen selbst aus? Ein hervorragendes Stück, das zum Nachdenken anregt!
Quelle: zwentner
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