Neue Kolumne von Emma Longard

Du bist, was du hörst

Du bist, was du hörst guilty-pleasure-songs_900

Leute, lasst uns über Musikgeschmäcker reden. Ich habe ein Geheimnis – Ich stehe total auf Ricky Martin, besser gesagt, auf seine Songs, seine Stimme, das volle Paket. Das ist etwas, was ich nicht unbedingt als ersten Kennenlern-Fakt erzählen muss, denn schließlich bist du was du hörst, oder?

Aber ich habe mal kurzzeitig spanische Philologie studiert und Ricky kann wirklich toll singen und hat unfassbar tolle Lieder und Musiker in seiner Band… Und abgesehen von meinem Faible für Latin-Pop höre ich schließlich auch noch ein paar Künstler aus anderen Genres. So!

Früher war eine der ersten Fragen, die ich einem Jungen gestellt habe um zu schauen ob er „cool“ ist, was er denn so höre. Es war wahnsinnig wichtig, dass sich unsere Musikgeschmäcker miteinander deckten. Mittlerweile sehe ich das nicht mehr so eng, doch habe ich bei der Vorbereitung für diese Kolumne etwas gegoogled und festgestellt: Es gibt tonnenweise Foren, in denen sich Leute über ihre vermeintlich peinlichen Lieblingssongs, „Guilty Pleasure – Songs“, austauschen. Es hat schon etwas Komisches, wenn man sich eine schicke Geschäftsfrau, Mitte 40, vorstellt, wie sie Zuhause zu Meat Loaf in die Haarbürste schmettert, statt sich ganz lässig zu Pharell Williams zu bewegen. Aber warum findet sie Meat Loaf so toll und ich Ricky? Und was ist eigentlich peinlich daran?

Wir kennen wahrscheinlich alle bestimmte Musik, die wir mit einer besonderen Zeit in unserem Leben oder besonderen Begegnungen verbinden. Songs und Künstler die sozusagen zum Soundtrack unseres Lebens beigetragen haben. So blöd man sie auch aus heutiger Sicht finden würde, mal ehrlich, ohne sie wäre es doch auch nicht gegangen.

Früher habe ich mit meiner besten Freundin auch viel Blink 182 gehört. Das war dann wohl als wir eine Punk-Phase hatten und mit dem Auto durch Neuseeland getingelt sind. Apropos beste Freundin: Die Gute hörte mal eine Weile jeden Tag „Purple Rain“ in Dauerschleife, was ihr jetzt unangenehm ist. Ich finde es geht wesentlich schlimmer. Und ich kenne einen Mister X (der nicht namentlich erwähnt werden will), der früher anscheinend East17-Fan war. Man entdeckt ganz neue Seiten aneinander, wenn man mal über so etwas spricht!

Was sind Eure „Guilty Pleasure – Songs“?

Bild: Álvaro Serrano.

Die Hamburger Singer Songwriterin Emma Longard (Website) schenkt uns regelmäßig Einblicke in den Alltag einer aufstrebenden Musikerin und ihre Meinung zu Geschehnissen im Business.
Beitrag von: Emma Mittwoch, 3. Mai 2017, 13:50 Uhr

4 Kommentare

  1. Maik says

    Blink als „Punk-Phase“ ist aber auch süß…. ;)

  2. Jan says

    Manchmal denke ich mir, dass ich mich für meinen Musikgeschmack schämen sollte. Aber ich kann es einfach nicht. Ich hatte immer ein Faible für die Pop-Musik. Es fing an als die ersten Discman auf den Markt kamen und ich mit dem Schulbus zur Schule fuhr. Jemand im Bus fragte mich was ich denn höre, und mit ein bißchen Scham antwortete ich wahrheitsgemäß: „Britney Spears“. Es folgten so ziemlich alle CDs von Atomic Kitten, die sich später teilweise auf den ersten MP3-Player mit stolzen 128 MB!!!! verlagerten. Man was war ich glücklich als ich nach meinem „versehentlichen“ formatieren des Players und dem anschließenden Einschicken 256 MB darauf befunden.

    Bis heute bin ich diesem Geschmack treu geblieben. Mein Smartphone ist teilweise gefüllt mit Katie Melua, Marit Larsen, Selena Gomez und dem Album 1989 von Taylor Swift und auch noch Atomic Kitten. Ein bißchen würde ich mich schon schämen, sollte ich jemandem meine Musik vorspielen. Deshalb drücke ich mich auch davor, meine Musik im Auto anzuschließen, wenn ich jemanden mitnehme. An einem gewissen Punkt ist mein Musikgeschmack was intimes, etwas was nicht jeder auf Anhieb wissen sollte. Eine Seite, die ich nicht preisgeben möchte oder zumindest gehe ich damit nicht hausieren. Ein oder zweimal habe ich meinen Musikgeschmack unter Freunden verlauten lassen. Glaubst du es hat sie gestört? Ich glaube nicht. Trotzdem ist es mir irgendwie wichtig was mein Umfeld von mir denkt. Warum auch immer.

    Mein Musikgeschmack brachte mich dazu, dass ich alleine auf zwei Katie Melua und ein Taylor Swift Konzert in Köln gegangen bin und ich voller Stolz ein Taylor Swift Worldtour T-Shirt mit nach Hause brachte. Mein bisher schönstes Konzert. Das T-Shirt wird nur zu Hause rausgeholt. Wobei ich es einmal in Hannover zum Einkaufen an hatte. Ich kannte damals niemanden in Hannover :D Als 30-jähriger Mann mit Bart ist mein Musik-Geschmack schon irgendwie seltsam.

    Irgendwann im Leben hatte ich nochmal eine Techno-Phase. Hatte ich, glaube ich, entwickelt um ein Mädchen zu beeindrucken. Ist mir aber nicht peinlich. Was mir aber nachträglich schon peinlich ist, ist mein FB (oder war es noch StudiVZ?) Eintrag: „Nur wahre Männer hören Caramelldansen“ xD Ich glaube ich habe das Lied drei Tage in Dauerschleife gehört, ganz nüchtern war ich auch nich dabei. Monate später habe ich den Beitrag gelöscht. Verdammt… der Song ist aber auch gut
    https://www.youtube.com/watch?v=PDJLvF1dUek

  3. Sven says

    Für den Musikgeschmack schämen? Nein, auf keinen Fall. Dann akzeptiert man sich doch nicht selbst. Vielleicht zeigt der Musikgeschmack nur, welche Person sich hinter dem Geschmack verbirgt. Vielleicht auch daher das instinkive Fragen nach den Geschmäckern der anderen Leute um einen herum – leider nur im Jugendalter, in dem der Mensch ja noch gar keinen echten Geschmack herausgebildet haben kann, mangels Zeit, Zugriffsmöglichkeit und ggf. fehlender geistiger Reife. Zumindest Zwölftonmusik hört man ja eher mit dem Kopf als mit dem Herzen…

    Meine Lieblingsinterpreten? Eher abseitige Künstler: Kapelle Petra, Mambo Kurt, Mandowar (ja, mit „d“), Motörhead, die Soundtracks von den ersten drei „Monkey Island“-Teilen, Mashup-Musik. Vielleicht habe ich auch nur eine Affinität zum Buchstaben „M“ :-)

    Mein „Guilty-Pleasure-Song“? „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens.

  4. Pingback: Besonders

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