Vergangene Woche hatte ich die Möglichkeit, bei der Presse-Eröffnung von „DARK MATTER“ dabei zu sein. In Berlin-Rummelsburg hat Licht-Künstler Christopher Bauder mit seinem Designstudio WHITEvoid auf 1.000m² Ausstellungsfläche sieben ganz besondere multimediale Installationen geschaffen, die viele Sinne zu begeistern wissen. Seit Freitag ist die Ausstellung für die Öffentlichkeit geöffnet. Hier mein Erfahrungsbericht.
„DARK MATTER ist ein Parallelkosmos aus raumgreifenden Lichtinstallationen in dem die Grenzen zwischen realer und digitaler Welt verschwimmen. In den pechschwarzen Räumen eines ehemaligen Fabrikgeländes begibt sich der Besucher auf eine Reise durch sieben teilweise interaktive Werke. Licht, Bewegung und Klang verschmelzen zu emotionalen Choreografien aus leuchtenden Formen und Farben.“
Ich hatte mich überraschen lassen wollen und entsprechend wenig vorab geschaut, wie die Licht-Raum-Sound-Installationen denn nun genau ablaufen würden. Einige vorab verfügbare Pressebilder haben mir gezeigt, dass die Bauten ästhetisch sein dürften, wie viel Bewegung und Abwechslung sie zu bieten haben, hat mich dann aber wirklich überrascht!
Entsprechend sei hier mal direkt ein Hinweis für euch gegeben: Verwechselt „DARK MATTER“ bitte nicht mit einem Museum. Klar, es gibt Kunst zu sehen, aber diese Kunst „lebt“. Das ist kein Gemälde, wo man stundenlang oder nur wenige Sekunden vor stehen kann, meist aber eher schneller wieder weggeht, damit man auch alles im Museum zu sehen bekommt. Bei „DARK MATTER“ handelt es sich um sieben Installationen, denen ihr Zeit schenken solltet. Dann kann die Kunst sich entfalten. Und wenn ihr euch richtig darauf einlasst, bekommt ihr auch ganz viel zurück.
So sind wir etwas zu schnell durch die ersten Installationen gerauscht. „LIQUID SKY“ ist eine verspielte Spiegel-Welt, in der man sich unendlich oft sieht. Noch während man auf sein vielfaches Ich fokussiert ist, spielt sich über einem eine Licht-Geschichte ab, die durch passende Geräusche unterstützt wird. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich nach wenigen Minuten bereits weiter gegangen bin, war ich doch hauptsächlich damit bedacht, ein schönes Bild geschossen zu bekommen…
Bei „INVERSE“ habe ich dann gemerkt, dass man den Werken Zeit widmen sollte. Als ich den Raum betrat, hatten die Kugeln sich zu einer großen Kugel zusammen geschlossen. Einzelne Bälle bewegten sich nach Oben oder Unten, es ergibt sich ein scheinbar schwereloses Partikelbild. Ganz schön. Gerade als ich weiter wollte, sah ich, dass sich das Konstrukt zu zerstören scheint. Ich habe zum Zeitraffer-Video angesetzt und wurde entsprechend „gezwungen“ länger auf der Sitzbank zu verweilen. Zum Glück! Denn so konnte ich zumindest einen Großteil des Zyklus sehen, der die Bälle gen Decke führt, in Wellen passend zur akustischen Untermalung formt und wieder gen Boden gleiten lässt. Wahnsinnig schön anzuschauen und eine beeindruckende Technik!
Das folgende „CIRCULAR“ besteht aus drei leuchtenden und farbwechselnden Ringen, die mich nicht so ganz abgeholt haben, ebenso haben wir die Zeit leider nicht genutzt, um länger am „BONFIRE“ verweilen zu können, einem gigantischen LED-Lagerfeuer, stilecht mit Campingstühlen umgeben, die zum Verweilen einladen. Der Feuer-Knack- und Aufloder-Effekt funktioniert aber trotz der offenkundigen Künstlichkeit der Installation erstaunlich gut. Allgemein weiß der Sound einen in den raumgreifenden Installationen stets einzunehmen. Aus Gesehenem und Gehörten wird auch ob der Tatsache, dass einen lediglich Dunkelheit umgibt, ein Gefühl. Gerade beim „BONFIRE“ oder auch dem „GRID“ kann man ideal abschalten.
Der „POLYGON PLAYGROUND“ ist eine der interaktiven Installationen. Eine Art Felsformation, die (ohne Schuhe!) zu besteigen ist und bei Berührung der Oberfläche mit den darauf projizierten visuellen Welten spielt, wobei sich auch der Sound minimal verändert. Wir waren glücklichweise nur mit wenigen Leuten im Raum, so dass man frei spielen konnte, ich wäre aber auch gespannt, das mal (nach Corona…) mit etlichen Leuten drauf zu sehen und hören zu bekommen.
Eines meiner absoluten Highlights war aber die „TONLEITER“! Das zweite und nochmal stärkere interaktive Element. In einem kleinen Raum stehen drei Leitern und ihr wisst nicht so wirklich, was es damit auf sich hat. Nur so viel sei verraten: Berührungen der Stahlleitern führen gewisse Töne und Lichter aus. So könnt ihr maximal zu dritt eine ganz besondere Jam-Session erleben. Das solltet ihr euch bei einem Besuch auf gar keinen Fall entgehen lassen!
Mein zweiter Liebling war das unseren Besuch abschließende „GRID“. Ein Deckengebilde aus LED-Röhren-Polygonen, das wie mir gesagt wurde bis zu 45 Minuten braucht, um eine Bewegungssequenz zu durchlaufen. Wir haben vielleicht 15-20 Minuten da gesessen. Erst am Rand, dann liegend auf dem Boden, direkt unter der eindrucksvollen Installation. Gerade da kann man wunderbar abschalten und die Kombination aus Licht, Bewegung und Sound auf sich wirken lassen. Vor allem hat mir imponiert, dass nicht alles Haudrauf-Aktion ist, auch der subtilen Bewegung und dem Geschwindigkeitswechsel wird viel Beachtung geschenkt.
Insgesamt waren wir knapp eine Stunde bei „DARK MATTER“ und hätten sicherlich noch viel mehr Zeit dort verbringen können. Ich werde auf jeden Fall nochmal hin gehen, alleine schon, um mir die ersten Installationen nochmal genauer anzuschauen und länger am „BONFIRE“ zu verweilen.
„DARK MATTER BERLIN opens its doors to a multidimensional parallel-world of light, space, and sound. “
Alle weiteren Informationen sowie die Möglichkeit, Tickets zu erwerben, gibt es unter DARKMATTER.BERLIN für euch. Es ist übrigens angedacht, dass auf lange Sicht her Berliner*innen, die bereits zu Gast waren, mit Freunden nochmal wiederkommen können und dann gratis Eintritt erhalten. Ideal also, um (die irgendwann nach dieser Pandemie wieder) besuchende Freunde mal zu etwas abseits der 08/15-Touri-Attraktionen in der Stadt zu führen!
DARK MATTER ist zudem auch auf Facebook und Instagram aktiv.
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