Coronaferien #6: Insane in the Mum-Brain coronaferien-6_kolumne-insane-in-the-mum-brain_01

Mein Handy ist in den Coronaferien kaputt gegangen. Sagt man noch Handy? Smartphone? Das Ding zum lebenswichtige Nachrichten austauschen. Natürlich zwei Stunden nachdem diverse Onlinehändler mitteilten, dass es zu längeren Lieferzeiten kommen wird. Danke Corona! Mein unmittelbarer Kummerkasten war geschlossen. Die Welt wurde kleiner, die Bucket List für die Post-Coronazeit länger. Man beschließt, sich die Haare ratzekurz abzuschneiden und die Stoppel lila zu färben. Man plant ein Ganzkörper-Tattoo, welches die eigene Heldenreise festhält. Leichter Wahnsinn machte sich unterschwellig breit.

Nicht nur in den eigenen vier Wänden ist das so. Man sieht in den Nachrichten den tanzenden Zoowärter von Melbourne, liest von dem Politiker, der sich absichtlich infizieren ließ, lacht über die Frau, die Schaumfestiger mit Bauschaum verwechselt hat und staunt über den Hund, der per Drohne Gassi geführt wird. Sind Haustiere eigentlich genervt davon, dass wir momentan ständig da sind? Ist das wie mit dem Home-Office-Partner? Der ist ja auch auf einmal dauernd da. Nein Schatz, dich meine ich wirklich nicht. Es ist schön, dass du mir jetzt jeden Tag mit deiner Anwesenheit versüßt. Klang das überzeugend?

Die Jagd im Internet nach Corona-News trägt nicht zur geistigen Stabilität bei. Genauso wenig, wie die “Bibi und Tina”-Hörspiele als Dauerschleife. “…lalala… weil sie Freunde sind… lalala…”. Wie schaffen es Mama oder Papa in dieser Situation derselbe ausgeglichene, empathische und hingebungsvolle Erziehungsberechtigte zu bleiben, wie immer? Hahaha… – Pause für Lacher – Jetzt geht’s wieder. Also, im Ernst: Wie bleiben Mama und Papa Menschen?

Mein persönlicher Dauerbrenner ist von Anfang an der Galgenhumor. Zusammen mit den Gleichgesinnten lehnt man sich zurück und sagt: “Keine Panik! Sind die Delfine noch da?”. Aber das Zurücklehnen fällt auf Dauer mit dem Papageien auf der Schulter (oder auch zwei oder drei) nicht mehr so leicht. Der Begriff “Me Time” liegt nun schon seit Wochen eingestaubt im Keller und heult. Die Dusche ist keine temporäre Zuflucht mehr und der Mini-Urlaub im Drogeriemarkt hat auch an Qualität verloren. Ja, wie schafft man es denn dann “normal” zu bleiben? Wie? Echt jetzt, wenn jemand die Antwort weiß, dann bitte bei mir melden! Denn ich weiß es nicht. Immer nur den nächsten Schritt machen? „Frozen 2“-geschädigte Eltern haben direkt Annas Stimme im Ohr. Sorry!

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Wir versuchen die Tagesstruktur ungefähr so beizubehalten wie früher. Damals… Prä-Corona-Ära. Fühlt sich eine gefühlte Ewigkeit her an. Oh, wo war ich? Ach ja, pünktlich in und aus dem Bett. Passend dazu die Mahlzeiten. Aber dann hört es schon auf. Wenn meine Kinder mich fragen, was für ein Wochentag ist, dann muss ich mitunter überlegen. Mehr als sonst. Das Halten an den üblichen Tagesablauf ist auch eigennützig. Wenn ich meine Kinder später aufstehen lasse, dann gehen sie auch später ins Bett. Im Umkehrschluss… Muss ich noch mehr sagen? Die fünf Minuten, in denen ich dann abends müde auf das Sofa sinke und überlege, ob ich beim Netflixen einschlafen möchte oder beim Lesen, die gehören MIR. Mir ganz alleine! Da kann ich auftanken, zur Ruhe kommen und überlegen, ob mir Lila wirklich steht oder ob es doch lieber Grün werden soll.

#staysane
#stayhome
#staysafe

Mother of two Dragons, Wahl-Hanseatin und Liebhaberin des geschriebenen Wortes und des Bingewatchings. Schreibt auch für sAWE.tv.

4 Kommentare

  1. Seit dem meine Schüler wegen Corona nicht mehr zum Musik- und Gitarrenunterricht kommen dürfen, brauche ich meine Wohnung nicht mehr so oft putzen. Nur den Bereich der im Sichtfeld der Webcam und während des Online – Unterrichts zu sehen ist, wird kurz vorher aufgeräumt.

    Meine Schüler, sogar die chaotischen, stehen pünktlich mit ihrer Gitarre vor ihrer Cam an ihrem Computer bereit. Termine fallen nicht aus.

    Mittlerweile hat auch der letzte „Digitalverweigerer“ gemerkt, dass man online bezahlen kann.

    Eltern buchen mehr Unterrichtsstunden für ihren Nachwuchs um wenigstens ab und zu mal Ruhe zu haben. Manche Kinder üben sogar zwischen den Terminen; werden quasi aus Langeweile besser an ihrem Instrument.

    Also, was will man mehr!

    Das Geld für den Friseur spare ich auch…

    • Susanne says

      Hallo lieber Gitarrenlehrer,

      ich finde es super, welchen Weg du für dich und deine Schüler gefunden hast! Und dann merkt man doch auch, wie sehr die Kinder und Jugendlichen hinter dir stehen!

      Weißt du schon, wie und wann es für dich weitergeht?

    • Hey Susanne,

      ich denke, dass es erst einmal mit Onlineunterricht weitergeht. Bis wir Musiklehrer wieder Schüler persönlich empfangen können geht es eben nicht anders.

      Bei den ersten Lockerungen müssen dann wahrscheinlich strenge Hygieneregeln eingehalten werden. Ob die hier vor Ort umzusetzen sind, muss ich dann sehen.

      In einigen Bundesländern dürfen Musikschulen bereits mit Auflagen öffnen.

      Für viele professionelle Musiker ist Musikunterricht die Hauptfinanzierung.
      Dadurch sind die aktuellen Maßnahmen und Tätigkeitsverbote existenzbedrohend. Die Krise hat mich dazu gebracht, nochmal intensiv über weitere Einkunftsquellen nachzudenken bzw. vorhandene auszubauen.

      Mal sehen wie es weitergeht!

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