Ich habe mir gerade ein Video von einem Koalabärchen angeguckt. Fast zwei Minuten hat dieses Filmchen meine (nahezu) volle Aufmerksamkeit erhalten. Zwei Minuten, in denen ich hätte Nachrichten lesen, Statistiken auswerten oder Corona-Background-Infos für smarte Artikel sammeln können. Nein, der Babybär hat heute gewonnen. Denn das andere habe ich schon gemacht. Und es war doof. Ich meine nicht die neuesten Auswüchse der Aluhutfraktion, auch hat mich nicht eine spontane Corona-Müdigkeit übermannt. Nein, die neue Unsicherheit macht mich schlichtweg sprachlos. Passiert selten genug. Vor zwei Monaten war man verunsichert, was ist noch erlaubt? Heute blickt man eher planlos auf das zerfaserte Netz an Lockerungen. Und was hier gilt, gilt noch lange nicht im Nachbarort. Ein Runterbrechen auf die Regeln “Abstand halten” und “bleibt sauber” reicht noch nicht. Oder doch? Dafür ist es noch zu früh. Oder nicht? Argh…
Diese Unsicherheit, gepaart mit den vielfältigen Prognosen, kann schon an der Stimmung knabbern. Was heißt das für uns? Is this the End, my friend? Sind die “Coronaferien” um? Oder setzen sie nur eine Weile aus und beginnen dann mit einer Neuauflage dieser Kolumne unter dem Titel “Coronaferien 2.0” in ein paar Wochen erneut? Spielplätze sind ja schon wieder geöffnet, eine Handvoll Schüler dürfen an ein bis zwei Tagen in der Woche im Klassenzimmer lernen, die Lehrer haben Präsenzpflicht und die Straßenbahnen fahren wieder alle zehn Minuten. Hab ich was vergessen? Ach ja, die Kitas… Aber da bin ich wohl nicht die einzige. Aber hey, dafür rollt die Bundesliga wieder an. Läuft also. Nein, hier folgt natürlich kein Fußball-Bashing. Das hebe ich mir für später auf.
Ist das schon die neue Realität von der alle reden? Die Leute legen die Coronafrise ab und setzen dafür die Maske auf. Viele Ästheten feiern dankbar non-stop Freudenfeste. Allerdings werden Personengruppen in systemrelevant und eher unwichtig eingeteilt. Gut und sinnvoll für die einen, stutzigmachend für die anderen. Social Distancing (der geneigte Leser weiß, was ich von dem Begriff halte) wird unsinnigerweise mit respektvollem Abstand gleichgesetzt. Begriffe wie “Infodemie”, “Covidioten” und “Geisterspiele” wandern in den alltäglichen Wortschatz rüber. Später folgen dann die Corona-Babys in der Corona-Weltwirtschaftskrise. Vielleicht kriegen wir bis dahin die eine oder andere Kita wieder in Gang.
Es gibt aber ja auch Veränderungen, die ganz schön sind und die darum gerne bleiben dürfen. Zum Beispiel schweben weniger Schmutzteilchen in der Luft. Die Corona-Sonne scheint und man kann endlich das Hochhaus gegenüber wieder klar sehen. Alpenfeeling! Die Natur erholt sich an einigen Stellen und sogar die Menschen wandeln sich: Viele waschen sich jetzt sogar regelmäßig die Hände. Dieser Satz spricht für sich lauter, als alles, was ich dazu sagen könnte.
Hier noch ein kleiner Tipp für alle, denen ein ständiges “Happy Birthday”-Singen einen kalten Schauer den Nacken hoch- und runter jagt:
„Space – the final frontier. These are the voyages of the starship Enterprise, its continuing mission to explore strange new worlds, to seek outnew life and new civilizations – to boldly go where no one has gone before.“
Sind auch ungefähr zwanzig Sekunden. Und passt irgendwie…
#futureherewecome
#staysafe
Pingback: Lesenswerte Links – Kalenderwoche 22 in 2020 |