Auf einmal liegen da Glasuntersetzer auf dem Tisch, es werden Rezepte für Apfelkuchen und Möhren-Ingwer-Suppe mit Freunden ausgetauscht und der gemütliche Fernsehabend auf der Couch wird der wilden Partynacht vorgezogen. Mit 30 trifft es wohl (fast) jeden von uns: Spätestens dann ziehen wir aus der abgeranzten WG und in die eigene Wohnung oder gar in das eigene Reihenhaus ein – und mit uns die Spießigkeit. Keine Chipskrümmel mehr im Bett, einheitliches Geschirr statt bunter Tassenmix im Schrank und an der Garderobe hängt eine unglaublich hässliche Regenjacke – die dich aber eben trocken hält. Auf einmal trinkt man teuren Wein – und zwar wegen des Geschmacks und nicht, um möglichst schnell besoffen zu werden. Und man schließt plötzlich Versicherungen ab, macht pünktlich seine Steuererklärung und beginnt damit, sich Haushaltsgeräte zum Geburtstag zu wünschen (bitte etwas Praktisches!).
Der Held in Chris Geletnekys Roman „Midlife-Cowboy„, das am 11. März im Verlag Bastei Lübbe erscheint, kämpft mit noch extremerer Spießigkeit. Er besitzt ein Haus mit Garten, Karpfenteich und dreifach wärmegedämmter Haustür sowie einen Aufsitzrasenmäher, der eigentlich viel zu groß ist für das bisschen Grün hinter seinem Haus. Zu allem Übel geht Protagonist Tillmann Klein geradewegs auf die 40 zu. Ihm wird bewusst, dass er eigentlich nur Mittelmaß ist und seine Frau weist ihn in immer kürzeren Abständen darauf hin, dass das „irgendwann nicht mehr schön“ sei mit seinem Bier- und Grillranzen. Kein Wunder also, dass Tillmann in der Midlifekrise landet.