Das nenne ich mal einen gelungenen Perspektivwechsel! Die Fußball-Profis Nils Petersen (SC Freiburg) und Anton Stach (FSV Mainz 05) haben kürzlich ein Bezirksligaspiel als Schiedsrichter leiten dürfen. Jeder von ihnen hat eine Halbzeit unter Anleitung von Profi-Schiri Deniz Aytekin übernehmen dürfen. Der SWR hat das sportliche Experiment mit der Kamera begleitet. Ich finde, das sollten alle Spieler:innen mal machen, um ein Gefühl für die stressvolle Position der spielleitenden Personen nachempfinden zu können (ist natürlich zumindest in der Form schwer machbar, aber zumindest mal im regulären Training der eigenen Mannschaft).
„Um 14:57 Uhr ertönt die Pfeife von Anton Stach zum ersten Mal. Der VfR Nierstein führt den Anstoß aus, das Spiel beginnt. Das hat also schon mal geklappt. Wenn auch ein bisschen verfrüht. Eigentlich hätte das Spiel erst um 15 Uhr beginnen sollen. Sei’s drum. Nach rund zwei Minuten ertönt Stachs Pfeife zum zweiten Mal. Foul gegen die Hausherren. Stach steht gut, erkennt den Regelverstoß sofort. Beschwerden von Seiten des TSV Mommenheim gibt es keine. Man benimmt sich, in Gegenwart des Bundesliga-Profis.“
Ich bin mal bei einem Kleinfeld-Turnier eingesprungen als für eine Partie ein Schiedsrichter gefehlt hat und kann euch sagen, dass das bereits – trotz der reduzierten Anzahl an Spielern und Spielminuten – sehr angespannt war. Klar, wenn man erstmalig pfeift eh, aber es gibt eben immer wieder 50:50-Entscheidungen oder Situationen, in denen man sich nicht sicher ist, ob die eigene Wahrnehmung und Perspektive die richtige ist. Mit Erfahrung und technischen Hilfsmitteln sieht das im Profifußball natürlich etwas anders aus, aber wir wissen ja alle, welche Probleme selbst auf national wie international höchster Ebene aufkommen. Fehlentscheidungen sind selbst mit VAR nicht ausgemerzt und dann wären da noch die Spielverschiebungen – sei es durch Korruption oder weil jemand Sportwetten abgeschlossen hat und das eigene Ergebnis gesichert sehen will. Das haben ja teilweise selbst Spieler gemacht, aber auch Schiedsrichter hatten da in der Vergangenheit immer mal wieder die Finger im Spiel (Hoyzer, ähem…). In vielen Situationen kann man eben die eine oder die andere Auslegung gelten lassen, so dass seltsame Entscheidungen nicht immer direkt als solche ersichtlich sind. Schön ist das nicht. Am wichtigsten ist mir daher bei Schiedsrichter:innen daher vor allem, dass eine konsequente Linie gefahren wird. Da dürfte es den meisten Fußballprofis ähnlich gehen.
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