Marc hat gerade eine interessante Blogparade laufen und mich gebeten, ob ich nicht mitmachen möchte. Auch wenn ich bei „Erster Führerschein“ etwas irritiert hatte und ich schon Angst hatte, gehänselt zu werden, weil ich nur einen habe…
Aber das gibt mir die Möglichkeit, euch eine schöne Geschichte zu erzählen, die ich eigentlich verdrängt hatte… Und nein, ich rede nicht von der Frisur auf dem Führerscheinbild.
Meine Führerscheinprüfung
Ich kann mich noch sehr genau an meine allererste Fahrstunde erinnern. Es war einer von zwei Tagen im Jahr, wo richtig Schnee bei uns in NRW lag. Und da sollte ich tatsächlich selber fahren? Doch bestimmt nur ein wenig innerorts, am besten in der 30er Zone… Mit den Händen in möglichst lässiger (= komplett verspannter) Zehn-vor-Zwei-Haltung sollte ich dann aber plötzlich LKWs auf der Landstraße überholen, die mir massig Schneematsch auf die Scheibe geschleudert haben. Und ich wusste nicht einmal richtig in der Hektik, wie ich den Scheibenwischer anmachen kann…
Irgendwann war ich dann aber recht sicher und habe immer etwas den Kopf geschüttelt über Fahrschulanwärter-Kollegen, die vor lauter Unruhe und Panik nach zwei Dutzend Fahrstunden noch wegen jedem Kleinscheiß fragen mussten und am liebsten bei der Autobahn-Auffahrt stehen geblieben wären. Doch dann kam meine praktische Fahrprüfung.
Ich war glaube ich noch nie in meinem bis dahin fast 18 Jahre gelebten Leben derart nervös. Ein Fahrprüfer sitzt auf der Rückbank, der auch ein Rektor eines Internets mit Regeln gegen Spaß sein könnte. Beim ersten Kupplung kommen lassen hat mein Bein nicht mehr gezittert, es hat im Takt zu damals noch gar nicht erfundener Dubstep-Musik gewippt. Und das Pedal passend dazu geklackert.
Doch nach und nach wurde ich sicherer. Alles hat wunderbar geklappt, selbst das Einparken direkt beim ersten Versuch. Sogar seitlich (wovor ich am ehesten Schiss hatte). Wenden in drei Zügen, locker! Nach 42 Minuten kamen die tollsten Worte überhaupt vom Prüfer: „Alles gut bislang. Bringen Sie mich doch bitte zurück zum TÜV-Zentrum“.
Na aber klar doch, gerne! In mir hat sich bereits ein Gefühl der Siegessicherheit breit gemacht. Den Weg zurück kannte ich auswendig, den bin ich schon oft gefahren. Nur noch an der T-Kreuzung da vorne links abbiegen, etwa anderthalb Kilometer geradeaus und auf den TÜV-Hof fahren. Easy. Ich fahre die Kreuzung aus der Nicht-Vorfahrtstraße an. Schaue nach links, schaue nach rechts. Ein Auto kommt von rechts, ich lasse es passieren. Das von links kommende Auto ist noch weit weg, ich fahre also los und… das Auto bleibt stehen. Abgewürgt. Bei keinem der ganzen Startmanöver, ob auf gerader Ebene oder schräger Anfahrt, habe ich den Wagen abgewürgt. Aber natürlich genau an der letzten Kreuzung überhaupt.
Schnell lasse ich den Wagen wieder anspringen und fahre los. Der Wagen von Links konnte problemlos durchfahren. Ich konzentriere mich auf eine fehlerfreie Fahrt auf den Hof der TÜV-Anlage – und bete. Minutenlang spricht mein Fahrlehrer auf den Prüfer ein. Dann der schüttelnde Kopf. Ich war am Boden zerstört. Alles wäre super gewesen und auch das Abwürgen eines Motors an sich ist natürlich nichts Schlimmes. Nur eben die Situation bzw. Position. Der Wagen von links musste angeblich abwürgen, wäre das enger gewesen hätte es gefährlich werden können. Daher absolutes Ausschlusskriterium für die Vergabe eines Führerscheins. Ja, WÄRE es enger gewesen. War es aber nicht. WÄRE es enger gewesen, WÄRE ich ja auch nicht gefahren… Lamentieren half nichts, ein zweiter Versuch musste her.
Ich war angefressen, wusste ich doch, dass ich nicht an meinem 18. Geburtstag im Besitz eines Führerscheins sein werde. Der nächste Termin würde „2-3 Wochen dauern,“ meinte der Fahrlehrer. Drei Wochen später hatte ich dann übrigens einen anderen Prüfer. Nach etwa 20 Minuten bat er mich, auf den Parkplatz einer Raststätte zu fahren. Ich dachte, er möchte mich etwas fieses in Sachen Parkmanöver machen lassen oder mir gar Schlimmes mitteilen. Hatte ich etwas übersehen? Habe ich etwa etwas falsch gemacht?!
„Ich hole mir mal eben ein Brötchen. Hast bestanden, Glückwunsch!“
Da habe ich wohl die beiden Extreme erwischt. Die Rückfahrt zur TÜV-Stelle habe ich dieses Mal problemlos geschafft. Selbst bei der vermaledeiten Kreuzung aus der Hölle. Bei der fahre ich heutzutage noch immer konzentrierter als bei jeder anderen.
Und nun?
Zum 18. Geburtstag gab es einen tornado-roten 92er Polo für mich. Mein erstes und bisher einziges Auto. Auf dem Land konnte ich das super benutzen, doch kaum war ich zum Studium nach Hannover gezogen, hat es kaum mehr Sinn gemacht, ein Auto zu besitzen, also habe ich es verkauft. An meine Mom. Danach waren auch die Nahverkehrsnetze in Hamburg und jetzt in Augsburg gut genug, um die Investition in neue vier Räder nicht notwendig erscheinen zu lassen. Mittlerweile überlegen wir zwar latent, aber es muss eben nicht.
Seit meiner Augen-OP bin ich glaube ich erst drei Mal oder so gefahren. Zum einen, weil ich nachts bereits vorher ungern gefahren bin, jetzt aber noch lichtsensibler bin, vor allem aber, weil ich schlichtweg kein Auto habe und nur sehr selten eines benötige. Aber auch das dürfte sich irgendwann ändern und dann ist es doch ganz gut, den einen, ersten und vermutlich letzten, Führerschein zu haben.
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Vielen Dank für deine Teilnahme. Und sorry wegen der Verwirrung mit dem „ersten“ Führerschein.
Ich bin ja aus einer Generation, bei der die rosa „Lappen“ gang und gäbe gewesen sind, ehe die Scheckarten-Format-Führerscheine an den Start gegangen sind :-)
Es kann also vorkommen, dass ein rosa Lappen gegen die neue Fahrerlaubnis getauscht worden ist. Deshalb die Bezeichnung erster Führerschein.
Ahh, verstehe. Das macht Sinn. :)
tja, partner im dilemma. bin auch bei ersten mal durchgerasselt, allerding hat es da nur 5 minuten und 600m gedauert. nach bestandener zweitprüfung dann das erste auto, das sein ende auf dem schrottplatz fand (zylinderkopfdichtung). und danach: kein auto mehr. bis vor einem halben jahr, mit jetzt 32 endlich wieder ne karre und es ist supertoll! will ich nicht mehr missen.
Ach ne, ich wusste ja das du irgendwie aus Dortmund kommst, aber das es dann genau meine alte Heimat Unna ist, ist ja eine schöne Überraschung.
@Kurt: Du bist nun der dritte, der auf Unna steil geht. :) Habe dort nie gewohnt (sondern nach der Geburt kurz in Lanstrop, dann bis zum Studium in Selm). Aber die Bowlingbahn war ganz nice – und scheinbar das Krankenhaus damals ganz gut.
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