Über anderthalb Jahre wohne ich mittlerweile in Augsburg. Im Februar 2014 hat das Abenteuer Süddeutschland begonnen, ein kleines Zwischenfazit zum Bloggerdasein hatte ich ja bereits gezogen – jetzt geht es um die Stadt. Als Augsburger Blogger, der ich nun einmal gerade bin, wurde ich im Rahmen der Blogparade Ich bin Augsburg gefragt, ob ich nicht auch einen Tag (= einen Beitrag) übernehmen möchte. Sehr gerne!
Als „Norddeutscher“ im Süden
Ich glaube, ich bin der einzige in der Bloggerrunde, der (zumindest derart frisch) zugezogen ist. Von weiter weg. Zuletzt habe ich in Hamburg gewohnt, davor in Hannover, ursprünglich stamme ich aber aus NRW. Wenn ich dann aber „aus der Nähe von Dortmund“ zu Jemandem hier sage, kommt oft ein „Ach, aus Norddeutschland?!“. Das ist eben dann doch die Einstellung der „Südländer“ hier – sie sind das Zentrum der Welt, alles „darüber“ ist Norden. Okay, wieder was gelernt.
Aber keine Bange – die Augsburger sind zum Glück nicht so schlimm wie die Münchener. Dort hatte ich ja zu Startzeiten des Blogs für drei Monate gewohnt – das reicht! Hier sind die Leute dann aber doch deutlich näher am Boden und mit der Nase nicht so hoch in der Luft. Dennoch werde ich natürlich doof angeschaut, wenn ich (aus Prinzip) ein „Leberkäsebrötchen“ bestelle und „Moin“ zur Begrüßung sage. Eine Kassiererin hat mal am Ende des Einkaufs geantwortet: „Moin, Moin. So verabschiedet man sich dann doch, oder?“. Hmjoa… ne.
Insgesamt muss ich aber schon sagen, dass ich hier gerne wohne. Überraschend gerne. Deutlich lieber zum Beispiel, als in Hannover. Das mag auch an meiner allgemeinen Lebenssituation liegen (erste gemeinsame Wohnung mit der Freundin, selbständiger Blogger, etc. pp.), aber eben auch daran, dass Augsburg einfach schön ist. Eine schöne Altstadt, viel Natur darin und in Reisenähe, verdammt viel Kultur (zweitälteste Stadt Deutschlands!) und auch das ein oder andere oder noch eins oder ein weiteres Bierchen hier und dort und überall. Es gibt einen wunderschönen Stadtmarkt, der jeden Tag zum Flanieren einlädt, die wunderbar verspielte Puppenkiste, viele schöne Bauten, einige doofe aber meist doch freundliche Menschen und sogar ganz minimal besseres Wetter als in Hamburg. Und auch wenn Elbe und Alster mir sehr fehlen – es gibt mit Wertach und Lech auch hier Gewässer. Dazu ist die Größe dank unserer zentral gelegenen Wohnung wunderbar. Ich kann eigentlich alles erlaufen oder mit dem Rad fahren, besitze nicht einmal ein Monatsticket für den Nahverkehr.
Das hatte ich mir ehrlich gesagt schlimmer vorgestellt. Hergezogen bin ich aufgrund der Liebe. Für die hier arbeitende Freundin aus der schönsten Stadt Deutschlands mit vielen Freunden und noch mehr Kulturprogramm in eine Stadt mit rund 270.000 Einwohnern im Schatten Münchens in einem Bundesland, in dem ich eigentlich niemanden kenne. Fernbeziehung Hamburg-Augsburg wäre auch nicht wirklich geil gewesen. Wo wir auch beim großen Nachteil sind: die Lage.
Die eine Sache, die mich wirklich stört. Ein ICE-Bahnhof ist da, klar, aber z.B. kein Flughafen. Familie (NRW), Freunde (Hannover, Hamburg, etc.) sind alle mindestens 4 Fahrstunden weg, Termine in Berlin oder so kosten mich gar über 6 Stunden. Fliegen ist keine Option, da ich bis zum Münchener Flughafen etwa zwei Stunden benötige (wieso hat dem Herrn Stoiber denn auch niemand zugehört, wenn er mal EINMAL etwas Vernünftiges wutredet?!?). Somit sind Terminplanungen eine organisatorische Meisterleistung und zumeist für mich mit ordentlich Stress und fehlender Arbeitszeit verbunden. Dafür kann ich einige Serien aufarbeiten. Immerhin. Und man ist ja schnell in München. Da findet immerhin auch immer mal wieder was statt. Durch den großen „München-Schatten“ finden dort aber auch 99 Prozent der guten Konzerte statt, die eben nicht nach Augsburg kommen. Das ist dann doch nicht jedes Mal drin, aber gut, ist es eben so.
Insgesamt habe ich mich tatsächlich erstaunlich schnell mit der Stadt angefreundet. Noch immer kommt mir der schwäbische Dialekt hier komisch vor, den kann und will ich bei krasserer Ausführung auch gar nicht verstehen, aber zumindest nervt es mich nicht so, wie ich gedacht hätte. Und wenn man dann wochenendnachts durch die ruhige Stadt läuft, das Leben zwischen den uralten Fachwerkhaus-Klinkern hin und her prallen hört, ist doch irgendwie alles in Ordnung. Selbst für einen Norddeutschen.
Ich bin Augsburg-Blog
Gesammelt findet ihr alle Beiträge der Augsburg-Blogger unter IchbinAugsburg.Wordpress.com. Jeden Tag wird ein weiterer Beitrag online gestellt, noch bis einschließlich 17. Oktober. 34 Ansichten von total unterschiedlichen Leuten, die alle einen ganz eigenen Blick auf die Stadt haben. Eine schöne Aktion, danke, dass ich Teil sein darf!
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Freut mich, dass es dir in Augsburg so gut gefällt. Ich bin ja auch Zugezogene, hab aber vorher nur knapp 45 km entfernt gewohnt ;) Zum Thema Konzerte muss ich aber sagen: hier in Augsburg kannst du eigentlich jede Woche auf tolle Konzerte von sehr guten Musikern gehen. Allein dieses Wochenende finden vier Konzerte statt :D
Das zählt nicht als Zugezogen! ;)
Naja, das mag vielleicht sein, wenn man Experimente mag, sich über Newcomer im Vorfeld informiert oder einfach auf gut Glück hingeht – die richtig Großen kommen aber eben nicht oder nur selten.
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Außerdem ist Augsburg nicht so weit von Nürnberg weg wie Hamburg und in bei uns (Nbg) gibt´s hin und wieder auch tolle Konzerte oder so kleine, regionale Festivals wie „Rock im Park“… und sogar einen Flughafen!
Zu den Poetry Slam Meisterschaften schaffe ich es heuer leider nicht, aber im Februar (ja, ist noch eine Weile hin), bin ich in der Stadt. Dann könnte man das Thema nochmal bei einem dieser erwähnten Biere erörtern. Da ist ja noch eins von dem Danko Jones-Konzert 2012 offen.
Flughafen ist in alle Richtungen eher suboptimal was die Anreisezeit angeht (für Inlandsflüge)… Aber ja, in Nürnberg bin ich jetzt auch öfters als früher (nie). :)
Und Bierchen sehr gerne, weißte ja – gib einfach Laut!
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