Dieses Mal habe ich eine seltsame Ansammlung an Alben für euch. Nicht, was die Musik angeht (wobei, die hält dann doch erstaunlich viele unterschiedliche Fassetten eines Genre-Bereiches bereit…), sondern bezogen auf die Releasedaten. Drei der Platten feiern heute Release Day (Gratuliere!), andere stammen aus dem Oktober, eine hätte eigentlich sogar in der letzten Ausgabe terminlich reingepasst. Dafür gibt es insgesamt ein paar mehr als üblich: Acht „Kurzreviews“ sind es heute geworden – wie immer inklusive Hörproben und Streaminglinks für euch.
Review: „The Car“ (Arctic Monkeys)
Release: 21.10.2022 | Genre: Slow Dance Background Soft Jazz | Spotify
Schon komisch, hier von einer Enttäuschung zu schreiben, hat doch das Vorgänger-Album die Erwartungen bereits nach unten befördert. War damals „neben dem seit einigen Jahren bereits unterforderten Schlagzeuger […] mittlerweile auch der Gitarrist so gut wie arbeitslos“, hat man den jetzt beinahe ersatzlos gestrichen. Und wo wir beim Streichen sind: Streicher gibt es dafür en masse. Insgesamt schreitet die Evolution hin zum Projekt „Alex Turner & the Monkeys“ weiter voran, so dass Fans der einstigen Indie-Rock-Band die Konzerte meiden und lieber in eine Bar gehen, um sich im Frust zu betrinken. Dort würde diese Musik ohne wirkliche Höhen und Lautstärke sanft im Hintergrund daher-gejazzt durchaus Anklang finden. Stört halt nicht. Wäre da nicht die Enttäuschung.
Review: „Alpha Zulu“ (Phoenix)
Release: 04.11.2022 | Genre: Indie-Pop-Rock | Spotify
Besser machen es da Phoenix. Erwartungen an ein zweites „Wolfgang Amadeus Phoenix“ werden zwar auch eingebremst, spätestens beim dritten Durchlauf findet man aber derart viele Finessen und hat sich die Melodien einvernommen, dass man ein durchgängig hochwertiges Hörerlebnis erhält. Mein persönliches Highlight neben dem belebenden Opener und Titeltrack „Alpha Zulu“ ist der Song „All Eyes on Me“:
Review: „Das Gegenteil der Angst“ (Skalp)
Release: 18.11.2022 | Genre: Rock | Spotify
Skalp fka Kaffkönig haben ihr erstes Album nach Namenswechsel rausgehauen und mir gefällt die Entwicklung der Band. Der Sound wirkt runder, die Produktion hochwertiger und alles geht spürbar tiefer als beim Debütalbum. Erinnert lyrisch aber auch bei einigen erfreulich hart ausgefallenen Passagen an Heisskalt – gutes Ding! Anspieltipps: „Fratzengulasch“, „Der gottverdammte Unterschied“ und der Opener „Kleingeisterstunde“ taugt auch:
Review: „We Made Ourselves A Home“ (No King. No Crown.)
Release: 18.11.2022 | Genre: Indie Singer Songwriter Folk | Spotify
Die drei Dresdener machen weiterhin geruhsamen und doch eingängigen Indie-Folk-Pop, der mir dieses Mal aber im Vergleich zum starken Vorgänger „Smoke Signals“ zu wenige Highlight-Tracks beinhält. Dennoch schön anzuhören und ideal für bitterkalt-graue Spätherbst/Frühwinter-Tage, die uns bevorstehen.
Review: „Miss Power“ (Connie Constance)
Release: 04.11.2022 | Genre: Indie Pop-Rock | Spotify
Ein Album, dessen gleichermaßen Stärke und Schwäche ihre Wandelbarkeit ist. Klingt der Start noch wie ein übliches Dance-Pop-Projekt á la Ellie Goulding, kommen dann doch auch (wie beim Titeltrack „Miss Power“ oder dem guten „Hurt You“) überraschend härter klingende Gitarren-Riffs dazu. Bei „Kamikaze“ wird es dann gar richtig punkig, was um so überraschender wirkt, ist es doch in eher ruhiger Tracks eingebettet. „YUCK!“ erinnert an Kate Nash. Ihr merkt: Hier gibt es viel zu entdecken und beinahe für jede:n wird was dabei sein, aber es ist eben auch eine Wundertüte, die entsprechend beinahe für jede:n was dabei hat, das nicht zusagt.
Review: „Three Martini Lunch“ [EP] (Television Age)
Release: 18.11.2022 | Genre: Indie-Rock | Spotify
Television Age ist dann doch deutlich mehr als eine Neuauflage der Strokes, sehr schön! Ja, „Anything“ könnte auch 1:1 von der Indie-Größe stammen, die weiteren vier Songs sind dann aber doch deutlich höher gesungen und dynamischer gestaltet. Ich bin gespannt, ob man die Qualität und Energie auch zukünftig auf ein ausgewachsenes Studioalbum wird übertragen können.
Review: „The Hunna“ (The Hunna)
Release: 28.10.2022 | Genre: Rock | Spotify
Beim Highfield Festival wurde ich ja etwas enttäuscht, was den Live-Auftritt der Band anbelangt, leider kann ich mich mit dem neuen Album auch nicht vollends anfreunden. Gut finde ich, dass die Musik weiterhin wagt, hart zu bleiben und eher Richtung Punk als Pop zu gehen. Auch gibt es sie wieder an vereinzelten Stellen zu hören, die Passagen, in denen treibende Drums perfekt mit der besonderen Stimmlage Ryan Potters harmonieren. Dennoch habe ich das Gefühl, da wäre mehr drin gewesen. Vor allem, wenn man den Schritt wagt, das Album self-titled zu veröffentlichen. Aber: „Take A Ride (Lights, Camera, Action)“ ist ziemlich nice und andere Tracks sind auch als gut zu betrachten (z.B. „Other Side“, „Apologies“,…)
Review: „Spirits“ (Nothing More)
Release: 14.10.2022 | Genre: Hard Rock Metal Punk | Spotify
Hier die „älteste“ Platte dieser Runde, die aber aus Gründen doch noch reingenommen worden ist. Zum einen, weil acht Plattencover besser als Artikelbild taugen als sieben, vor allem aber, weil das Album halt wirklich gut ist. Anders als das großartige „The Stories We Tell Ourselves“ zuvor, aber ähnlich gut. Wirkt der Sound beim ersten Durchlauf vielleicht noch überfordernd, entdeckt man danach immer mehr, wie komplex die Produktion ist und wundert sich, wie eingängig die hart rüber kommenden Melodien dann doch sind. Da sind Bridges und Refrains dabei, die einen einfach packen (wie in „Spirits“ oder „Tired of Winning“). Außerdem ist die Musik von Nothing More halt ideal, möchte man laut und aggressiv das Wochenende oder die Nachbarn begrüßen. Aufdrehen, abgehen!
Albumtitel sind Amazon-Partnerlinks.
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